„Die Opfer des ‚NSU‘ und die Aufarbeitung der Verbrechen“: Neuntägige Ausstellung im Rahmen des „Forum Friedenspsychologie“
(LN / KOKONT | 2014-06-19) – In den Jahren 2000 bis 2006 wurden in einer beispiellosen Mordserie in Deutschland neun Menschen aus rassistischen Motiven umgebracht: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kiliç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Mehmet Kubaşık, Theodoros Boulgarides und Halit Yozgat. Erst nach dem Tod der Jenaer Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im November 2011 konnten diese und weitere Verbrechen der rechtsterroristischen Organisation „Nationalsozialistischer Untergrund“ / „NSU“ zugeordnet werden.
Die Angehörigen der Opfer durchlebten einen doppelten Leidensweg. „In der ersten Ermittlungsphase sind sie praktisch vom Staat als Kriminelle betrachtet worden, weil das Umfeld der Opfer angeblich in Straftaten verwickelt gewesen sein sollte. Sie erleben jetzt diese zweite Aufklärung als Desaster, weil sie tagtäglich lesen, hier war der Verfassungsschutz verstrickt, da werden Akten vernichtet. Das alles ist für die Betroffenen nachhaltig erschütternd. Damit werden sie zum zweiten Mal verletzt.“ sagte Andreas Speit in einem OTZ-Interview zur vorangegangenen Tagung „Sie kamen von hier“.
Den Biografien der Opfer und den Verbrechen des „NSU“ widmet sich nun erstmals die Ausstellung „Die Opfer des ‚NSU‘ und die Aufarbeitung der Verbrechen“. Die Jahrestagung des Forums Friedenspsychologie war der willkommene Anlass, die Ausstellung auch einmal in Jena zu zeigen; sie wird im Rahmen der diesjährigen Tagung eröffnet.
„DIE OPFER DES ‚NSU‘ und die Aufarbeitung der Verbrechen“:
Eine Ausstellung im Rahmen der 27. Jahrestagung des Forum Friedenspsychologie e.V. vom 19.06.2014 bis zum 27.06.2014 in der Friedrich Schiller Universität Jena, Ernst Abbe Campus, Foyer.
Inhalt:
Die Ausstellung “Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen” setzt sich mit den Verbrechen des NSU sowie deren gesellschaftlicher Aufarbeitung nach 2011 auseinander. Neben den Biografien der zehn Mordopfer, den Bombenanschlägen sowie zahlreichen Banküberfällen beleuchtet die Ausstellung Neonaziszenen, aus denen der NSU hervorging. Analysiert werden zudem Gründe, warum die Mordserie so lange unaufgeklärt blieb.
Die Ausstellung sowie der dazugehörige Begleitband wurden von Birgit Mair im Auftrag des in Nürnberg angesiedelten Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. konzipiert und am 8. November 2013 in Nürnberg eröffnet.
Gefördert wurde die Ausstellung von der Amadeu-Antonio-Stiftung, dem Kulturreferat der Stadt München, der Stadt Rostock sowie dem Bildungs- und Förderungswerk der GEW im DGB e.V.
Weitere Informationen und der Begleitband zur Ausstellung über: www.opfer-des-nsu.de
Finissage am Freitag, dem 27.06.2014, 17 uhr in Uni Foyer mit einem Vortrag von Birgit Mair, der Ausstellungsmacherin. (Birgit Mair studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg Sozialwissenschaften. Sie konzipierte biografische Ausstellungen über Holocaust-Überlebende und begleitet diese bei Zeitzeugen-Gesprächen. Zudem arbeitete sie als Referentin und Projektleiterin in verschiedenen Projekten zum Umgang mit Neonazismus und Rassismus. Im Vortrag stellt sie ihr Ausstellungsprojekt vor und geht auf aktuelle Entwicklungen des Themenkomplexes NSU sowie auf Handlungsstrategien gegen Neonazismus und Rassismus ein.) Im Anschluss findet ein Gespräch mit Birgit Mair und Nico Dietrich vom „Forum Friedenspsychologie“ statt.
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