„Mann schätzte Huch – Doch wer gedenkt heute ihres 150. Geburtstags?“ – JEZT macht es!

18.07.14 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, STARTKeine Kommentare zu „Mann schätzte Huch – Doch wer gedenkt heute ihres 150. Geburtstags?“ – JEZT macht es!

JEZT - Foto von Ricarda Huch aus dem Jahre 1928

(JEZT | 2014-07-18) – Ricarda Huch ist die berühmteste Dichterin, die in Jena gelebt hat. Sie lebte länger in unserer Stadt als es z.B. Friedrich Schiller tat, der immerhin die längste, zusammenhängende Zeit seines Lebens in unseren Stadtmauern verbrachte. Huch war eine hochinteressante Frau mit vielen Widersprüchen, die uns ein kaum überschaubares Werk hinterlassen, das des Nachlesens wert ist.

JEZT - Katrin Lemke - Ricarda Huch - Die Summe des GanzenGolo Mann hat wunderbar über sie gesagt, Huchs historisches Erzählwerk sei unvergleichlich, weil es so nur aus ihrer Feder kommen konnte. Sein Vater, Literaturnobelpreisträger Thomas Mann, schätzte Huch als „eine der ersten Frauen Europas“, was wiederum die streibare Dichterin verärgerte, da Mann sie als Frau und nicht als Schriftstellerin gelobt hatte. Überhaupt bricht Ricarda oft und konsequent mit Dingen ihres Lebens. Sie ist Mitte 30 als sie ungewollt schwanger wird. Verheiratet ist sie da mit ihrem sechs Jahre jüngeren italienischen Ehemann Ermanno Ceconi. Der freut sich auf den Nachwuchs, seine Frau zuerst nicht, ist sie doch als Schriftstellerin bereits erfolgreich. Doch dann, als Tochter Marietta – genannt Bussi – geboren ist, schlägt ihr Gefühl um in eine Art Überliebe zu Bussi, die ein Leben lang hält. Das gilt jedoch nicht für die Ehe mit Ceconi, die daran zerbricht, dass Huch ein offenes Liebesverhältnis mit ihrem 14 Jahre älteren Cousin Richard Huch hat. Ricarda lässt sich scheiden und heiratet Richard, der aber findet, dass Bussi die Ehe stört. Das wiederum erträgt Ricarda Huch nicht: als die zweite Ehe geschieden wird, ist ihre Tochter erst 11 Jahre alt und die große Liebesidee der unkonventionellen Dichterin war endgültig gescheitert.

Das heranwachsende Kind wird daraufhin zur Lebenspartnerin der Mutter und deshalb zieht Huch auch 1936 nach Jena, wo ihr Schwiegersohn Franz Böhm an der Universität lehrt. Nachzulesen ist das Ganze in dem faszinierenden Buch von Anne Gabrisch „In den Abgrund werfe ich meine Seele. Die Liebesgeschichte von Ricarda und Richard Huch“, erschienen 2000 bei Nagel und Kimche / Zürich. Zu empfehlen ist auch die soeben erschienene Huch-Biografie „Die Summe des Ganzen“ der Jenaerin Katrin Lemke.





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