„Wrack des verschollenen Schiffes von Sir John Franklin gefunden“: Was widerfuhr der großen britischen Arktis-Expedition im Jahre 1847?

27.09.14 • JEZT AKTUELL, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Wrack des verschollenen Schiffes von Sir John Franklin gefunden“: Was widerfuhr der großen britischen Arktis-Expedition im Jahre 1847?

JEZT - Wrack eines Schiffs der Sir John Franklin Expedition von 1848 - Image 2 - Foto © Parks Canada - Bildbearbeitung von InterJena

(JEZT / RCGS) Ein kanadisches Forscherteam ist auf dem Weg, eines der größten Geheimnisse in der Geschichte Kanadas zu enträtseln: Die Suche nach den verschollenen Schiffen der Arktis-Expedition von Sir John Franklin von 1845 und dem Verbleib der insgesamt 128-köpfigen Besatzung. Franklin, ein Offizier der Royal Navy und Entdecker, hatte 1845 bereits bei drei früheren Arktis-Expedition gedient und hatte vor knapp 170 Jahren das Kommando über eine neue Expedition mit den Schiffen HMS Erebus und HMS Terror übertragen bekommen. Sein Auftrag: von England in See stechend mit seiner Mannschaft die letzten unbefahrenen Abschnitte der Nordwestpassage zu durchqueren. Am 19. Mai 1845 ging es los.

Nun entdeckte das Forscherteam bei seiner Suche das Wrack eines der Franklin-Schiff 11 Meter unter der Wasseroberfläche und machte mit Hilfe eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs von „Parks Canada“ die ersten Fotos des Wracks. Bislang ist jedoch unbekannt, ob es sich dabei um die HMS Erebus oder die HMS Terror handelt. Kanadas Premierminister Stephen Harper sagte in einer Erklärung vom Dienstag, dass dies „ein historischer Moment für Kanada“ sei undfügte an: „Franklins Schiffe sind ein wichtiger Teil der kanadischen Geschichte und seine Expedition vor fast 170 Jahren legte den Grundstein der kanadischen Souveränität in der Arktis.“ Auch Queen Elizabeth II. ließ mitteilen, sie und Prinz Philip seien „sehr interessiert an der Entdeckung eines der lange verschollenen Schiffe von Captain Sir John Franklin“ und optimistisch, dass damit eines der Geheimnisse zu der verschollenen Expedition, die einst von ihrer Vorgängerin, Königin Viktoria, in Auftrag gegeben worden war, gelüftet werden könne.

John Geiger, der verantwortliche Leiter des Forschungsteams von der Royal Canadian Geographical Society, gab inzwischen bekannt, dass man in den kommenden Tagen in der Lage sein sollte, das Schiff anhand der bekannten Deckspläne und weiterer Messungen zu identifizieren. „Dies ist etwas, von dem wir alle geträumt haben“, sagte er. „Manche wirklich, andere in ihrem Herzen. Nun stellte sich heraus, das es tatsächlich möglich wird. Geiger gab auch einige Hinweise, wie mit dem Wrack weiter verfahren werden solle und sagte, dass es möglich ist, in seinem Innern menschliche Überreste zu finden oder aber schriftliche Aufzeichnungen und andere wichtige Artefakte. Für ihn sei dies „ein Lagerhaus von Informationen über die Expedition.“

Nach Geigers Angaben sei es nun auch möglich, das Schwesterschiff zu lokalisieren und noch mehr zu darüber zu erfahren, was 1845 der Franklin-Expedition passierte. Lange wurde nach den Schiffen ohne Erfolg gesucht, beginnend im Jahre 1848, nachdem bereits 1847 infolge des völligen Ausbleibens von Nachrichten bei der Admiralität erste Zweifel am Erfolg der Franklin-Expedition aufgekommen waren. Es startete daraufhin die umfangreichste Rettungsaktion des 19. Jahrhunderts und die beiden Schiffswracks wurden in Victoria Strait nahe der King William-Insel vermutet.

JEZT - Wrack eines Schiffs der Sir John Franklin Expedition von 1848 - Image 1 - Foto © Parks Canada - Bildbearbeitung von InterJena

Bis 1950 gab es nicht weniger als elf britische und zwei amerikanische Suchexpeditionen, aber nur wenige Artefakte fanden sich im Laufe der Jahrzehnte, darunter jedoch ein auschlussreicher Brief mit einem Hinweis auf King William Island und der Schiffe Schicksal. Darin wurde mitgeteilt, dass Sir John Franklin selbst am 11. Juni 1847 verstorbenwar, „aus unbekannter Ursache“. Dann wurde berichtet, dass beide Schiffe im Packein eingefroren seien und „wohl alle Mann an Bord verloren seien“, weil sich im Sommer 1847 das Eis nicht lockerte und die Schiffe vor der King-William-Insel eingefroren blieben.

Daraufhin entschlossen sich die restlichen, noch lebenden 105 Besatzungsmitglieder, nach einer dritten Überwinterung im Packeis im April 1848, ihre Schiffe aufzugeben und den verzweifelten Versuch zu unternehmen, einen etwa 350 km südlich gelegenen Außenposten der Hudson’s Bay Company zu Fuß zu erreichen; niemand der Expeditionsteilnehmer kam dort jemals an. Gestern berichtete John Geiger, das Suchteam nehme an, dass das zweite Schiff etwas weiter nördlich von der Stelle der Entdeckung vom Sonntag zu finden sein müsse und sagte auch, er denke, dass das jetzt entdeckte Schiffwarack durchaus auch an die Oberfläche gehoben werden und schließlich wieder hergestellt werden könne.

Tatsächlich scheint das Schiff äußerlich aufgrund des eisigen Gewässers erstaunlich gut erhalten geblieben zu sein; ein Sonarbild zeigt das Deck relativ intakt. Suchteamleiter Ryan Harris glaubt deshalb daran, dass der Inhalt im Schiffsinnern ebenfalls in ähnlich gutem Zustand sein könnte. Auch Kanadas Premier Stephen Harper kann sich vorstellen, dass das versunkene Schiff gehoben wird. „Seit anderthalb Jahrhunderten ist dies eine große kanadische Geschichte und ein Geheimnis gewesen“, sagte Harper und kündigte an, es sei „letztlich nicht nur die Geschichte der Entdeckung und der Geheimnisse und all diese Dinge. Es ist auch die Grundlage für das, was auf längere Sicht die kanadische Souveränität ausmacht.“ – Rein politisch oder auch im Bergen von Schiffswracks?





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