„Die aktuelle Konzertkritik“: Dietmar Ebert über das 3. Philharmonische Konzert Reihe C der Jenaer Philharmonie am vergangenen Freitag

16.12.14 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, POLIZEIBERICHT, STARTKeine Kommentare zu „Die aktuelle Konzertkritik“: Dietmar Ebert über das 3. Philharmonische Konzert Reihe C der Jenaer Philharmonie am vergangenen Freitag

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(JEZT / PHILHARMONIE JENA / DIETMAR EBERT) – Im Zyklus aller vier Sinfonien von Charles Ives brachten die Jenaer Philharmoniker unter Marc Tardue Ives‘ 2. Sinfonie in einer frischen, packenden Aufführung zu Gehör. Mit Kenntnis und Witz erklärte Tardue ihren Aufbau und ihre in der amerikanischen Volksmusik verwurzelten Zitate. So konnten die Hörer gut nachvollziehen, wie Ives in seiner 2. Sinfonie einen Rahmen schafft, der sich der europäischen Sinfonik verdankt und ihn mit amerikanischen Volksweisen auffüllt. Dazu gehören im 1. Satz Forsters „Massa’s in the Cold, Cold Ground“ und die Tanzweise „Big Town Fling“, im 2. Satz unter anderem das Bürgerkriegslied „Wake Nicodemus“ und im 3. Satz drei Kirchenlieder.

Der 4. Satz nimmt Motivstrukturen des 1. Satzes auf und leitet zum Finalsatz über, in dem Forsters „Campton Races“, zwei Tanzweisen und die Romanze „Long, Long Ago“ zitiert werden. Alle Klänge münden in das patriotische Lied „Columbia, the Gem of the Ocean“. Die Sinfonie endet schockartig mit einem „dissonanten Cluster“. Mit ihm stößt Ives die Tür zur Musik des 20. Jahrhunderts weit auf. Die mitreißende Aufführung von Ives‘ 2. Sinfonie durch die Jenaer Philharmoniker unter Tardue war für das Jenaer Publikum eine große Entdeckung.

Nicht enden wollenden Applaus ernteten das Orchester und Marc Tardue für ihre eindrucksvolle Interpretation der 4. Sinfonie in f-Moll von Peter Tschaikowski. Tardue und das Jenaer Orchester verstanden es, in allen vier Sätzen die Balance zwischen Schicksalsschwere und leiser Hoffnung, der Sehnsucht nach dauerhaftem Glück und der Flüchtigkeit des Moments, der rauen Wirklichkeit und filigranen Traumgebilden zu halten. Die Jenaer Philharmoniker und ihr Chefdirigent trafen genau den Ton von Tschaikowskis 4. Sinfonie und zeichneten sie als tief berührendes musikalisches Stimmungsbild.

Dietmar Ebert





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