Kritik ist vom Kern her niemals ein Angriff… – oder: „Mein Mai 2015“ (von Rainer Sauer)

01.06.15 • JEZT AKTUELL, START4 Kommentare zu Kritik ist vom Kern her niemals ein Angriff… – oder: „Mein Mai 2015“ (von Rainer Sauer)

JEZT - Schreibtisch von Rainer Sauer im September 2014 - Foto © Rainer Sauer Jena

JEZT - Mein Monat LogoDer Mai ist vorbei, der Sommer naht und es sind nur noch wenige Tage, dann gibt es uns bereits ein ganzes Jahr. Somit scheint es uns einmal an der Zeit, Gedanken auszutauschen über Aufgaben und Selbstverständlichkeiten eines Online-Mediums wie es „JEZT – Jenas Zukunft mitgestalten“ ist. So kam es im Mai zu unserer ersten Klausur. Hier das Ergebnis:

Mit inzwischen mehreren Zehntausend Online-Leseraufrufen im Monat sind wir angekommen und angenommen worden von der Leserschaft, sind ein durchaus ernstzunehmendes Forum für die Jenaerinnen und Jenaer. Sollten wir da unser Erscheinungsbild und die Ausrichtungsbotschaft ändern? – Nein. Ich finde, dass all zu viel Veränderung den Menschen schockt, da dieser trotz hunderttausenden Jahren laufender Evolution immer noch ein Gewohnheitstier ist.

Nächste Frage, die wir uns in unserer kleinen Redaktion oft stellen: Was wollen wir? bzw. Was wollen wir sein? – Nun, der klassische Web-Blogger ist ja ein Mensch, der in einem Weblogbuch über sein Leben berichtet oder Aspekte der Welt, in der er lebt, kommentiert: Mode, Musik, Politik. Das hat einen Anspruch auf was-auch-immer oder eben keinen. Zwanglos soll bloggen sein, liebevoll und bequem. Aber natürlich gibt es auch die Blogs und Webseiten der Aufrüttler. Deren Posts müssen nicht essenziell harmlos sein – nein: sie decken schonungslos auf, thematisieren Missstände, kritisieren. Lob findet man dort eher selten.

JEZT - Webkommentare - Symbolbild © MediaPool Jena

Weder zu den einen Blogs noch zu den anderen Webseiten gehört „JEZT“. Wir wollen die Menschen nicht auf- oder wachrütteln, wir wollen sie informieren und motivieren. „JEZT“ serviert nicht oberlehrerhaft zu jedem Menu eine Prise Weltverbesserung, angereichert mit Visionen und abgeschmeckt mit einigen Projekten, die angeschoben werden, aber in Wirklichkeit nie zu einem Ende kommen.“JEZT“ verfolgt, wie ich es schon oft hier dargelegt habe, einen völlig anderen Ansatz.

Und was ist mit den Kommentaren unserer Nutzer? Was sind diese uns wert, quantitativ oder qualitativ? Ohne Frage können diese für die Arbeit wichtig werden, wenn sie konstruktiver Art sind. Leserkommentare sind jedoch – und das zeigen viele Beispiele aus der Webwelt – inhaltlich wie quantitativ ungeeignete Indikatoren für erfolgreiche Arbeit und eher selten Quelle und Antrieb weiterer Aktivitäten. Trotzdem können Kommentare, selbst die kritischsten, durchaus wohltuende Wirkung für die eigene Arbeit entfalten, wenn die Redaktion – also wir Macher von „JEZT – Jenas Zukunft mitgestalten“ – sie als Kritik anerkennen. Denn Kritik ist vom Kern her niemals ein Angriff sondern der Hinweis, dass man/frau es durchaus besser kann.

JEZT - Glanz und Elend von Nachrichten.Blogs - Abbildung © MediaPool Jena

Dafür ist aber Glaubwürdigkeit in Bericht und Tat für „JEZT“ eine wichtige Sache. Natürlich kann ich nicht für jedes Mitglied der Redaktion sprechen, aber ich denke, dass Glaubwürdigkeit bei uns vorhanden und auch der Schlüssel zum Erfolg als Online-Medium ist. Ein Beispiel: wenn ich etwa einen Artikel über zu hohe Mieten schreiben würde, gleichzeitig aber meinen Lesern verschweige, dass ich selbst Wohnraum vermiete und zwar für 9 Euro oder mehr, dann ist dies für mich nichts anderes als Betrug. Solche Betrüger haben mindestens ein Glaubwürdigkeitsdilemma, doch es gibt sie leider in unserer Gesellschaft viel zu oft zu erleben. Sei es der Politiker, der Leistung einfordert und selbst keine bringt, der Bischof, der Kollekten für die Ärmsten der Welt sammelt und das Geld dann für Prunkbauten ausgibt, das gesellschaftliche Vorbild, das sein Familie in den Vordergrund stellt und fremd geht, der Sportler, der Fairness vorlebt und selbst dopt. Wer betrügt, der verliert Anhänger – wer glaubwürdig ist, der gewinnt Vertrauen.

Ebenso surrt und brummt und plingt es bei uns nicht, wenn man die Artikel liest. Manchmal, wenn ich durch die Webseiten der Lokalpresse oder großer News-Anbieter klicke, denke ich, ich befinde mich in einem wahr gewordenen Science-Fiction-Film, in dem das hochintelligente, empathiefähige Alienvolk aus dem All den perfekten Zeitpunkt gewählt hat, um mit kleinen Video-Werbe-Clips die Menschen zu kapern. Ich frage: Was hat das mit unserer Stadt oder ihrer Zukunftsgestaltung zu tun? Die Antwort: Absolut nichts! – Medien, die so etwas machen, geht es dabei allein nur ums Geld und um nichts anderes.

JEZT - Stammzellforschung - Symbolbild © MediaPool Jena

Schließlich beobachtete und registriere ich auch hin und wieder eine gewisse Entwicklung in der Webwelt, dass Portale zum Opfer ihrer eigenen, immer höher geschraubten Ansprüche werden und daran zugrunde gehen. Da ist es ein Glück, wenn man – wie wir mit Radio Jena oder den an der Rundfunkinitiative „103komm4FM“ beteiligen Menschen – auf eine Mitarbeit und Zusammenarbeit von mehr als 15 Jahren blicken können.

Herausgekommen ist dadurch eine kleine Schaar von Mitwirkenden, die sich für das eine oder andere Jahr um Wegstreckenbegleiter ergänzt und auch wieder verdünnt. Auf diesen Redaktionsstamm von fünf ehrenamtlichen MitarbeiterInnen (plus die Grafiker/Webdesigner von InterJena, die unsere visuelle Unterstützung gewährleisten) bin ich persönlich ehrlich gesagt richtig stolz, denn andere Medien, die ihren LerserInnen Nachrichten für Jena und die Region anbieten, haben oft nur ein oder zwei Mitwirkende als Redakteure.

Die größte Gefahr wäre aber zu glauben, wir hätten unser Ziel schon erreicht. Im Gegenteil werden wir zukünftig noch viel konzentrierter an unserer Substanz arbeiten müssen, uns sogar fragen müssen, ob eine vereinsgetragene Lösung für „JEZT“ – und zwar separat zum Trägerverein Offener Hörfunkkanal Jena und dessen Förderverein – wirklich die sinnvollste Lösung ist um unser Multimediaportal voranzubringen. Wenn dies die Arbeit im OK Jena behindern sollte, dann würden wir das wahrscheinlich sofort wieder aufgeben – soweit gingen wir gedanklich als ein Ergebnis der Klausur bereits.

In diesem Sinne

Ihr

Rainer Sauer, Jena





4 Kommentare

  1. Turbolader sagt:

    Bei solch einem Mist bleibt einem nur der Mund offen stehen. Soso, Jezt sind die Guten und andere, die das seit Jahr und Tag in Jena machen sind Versager? Nur gut, dass der liebe Herr Sauer als Abteilungsleiter der Stadt sein Geld verdient. Die Hofberichterstattung über seinen Dienstherrn und der FDP-Partei, der er angehört ist Rainer Zufall. Na sowas. Und selbstverständlich wird er auch noch unfair und bezeichnet den Herausgeber von Jenapolis als Betrüger. Wie objektiv und frei ist das denn. Es wird mit jedem Tag klarer, wie das läuft in unserem Land. Hier fehlen unabhängige Medien wie das Wasser in der Sahara. Von Glaubwürdigkeit ganz zu schweigen.

    • Rainer Sauer sagt:

      Ihre Empfindung zu meinem Text in allen Ehren. Jedoch kann man bei uns weder von Hofberichterstattung über Jenas OB sprechen noch von einer solchen der FDP. Beides widerspricht sich im Grunde. Wir veröffentlichen selbstverständlich Pressemeldungen der Stadt Jena und die Freien Demokraten haben einen eigenen Account bei JEZT und sind eigenständig in ihren Meldungen. Und – ach ja: wo hatte ich nochmal den Herausgeber von Jenapolis als „Betrüger“ bezeichnet? Bitte helfen Sie mir etwas auf die Sprünge, denn ihre E-Mailadresse ist mir nicht ganz geheuer. Sonst hätte ich Sie selbst einmal angeschrieben.

  2. Rainer Sauer sagt:

    Da Sie nun schweigen, nehme ich an, dass sich Ihr Angriff auf meine Person erledigt hat.

    Was den „Betrüger“ angeht, so geht Ihre Kritik hier in eine ganz falsche Richtung. Es liegt mir fern den Herausgeber von Jenapolis so zu bezeichnen. Die Bemerkung „…wenn ich etwa einen Artikel über zu hohe Mieten schreiben würde, gleichzeitig aber meinen Lesern verschweige, dass ich selbst Wohnraum vermiete und zwar für 9 Euro oder mehr, dann ist dies für mich nichts anderes als Betrug.“ bezog sich auf meine Person. Ich vermiete Wohnraum und zwar für weit unter 9 Euro pro Quadratmeter und hätte daher keine Glaubwürdigkeitsproblem, wenn ich persönlich Artikel über zu hohe Mietern schreiben würde.

    Schreiben Sie das nächte Mal doch ihren Kommentar bitte unter dem wirklichen Namen, wenn Sie Mitmenschen schlecht machen wollen. Das erleichtert die Auseinandersetzung.

    gez.

    Rainer Sauer, Jena

  3. H. Kranz sagt:

    @turbolader: Das Wort ‚Hofberichterstattung‘ finde ich frech. Ich lese das hier regelmäßig und kann das nicht erkennen. Liefern Sie mir und den anderen Lesern doch mal ein paar Belege für Ihre Ansicht.

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