„Another One Bites The Dust!“: Zum Tode von Harry Rowohlt

16.06.15 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, STARTKeine Kommentare zu „Another One Bites The Dust!“: Zum Tode von Harry Rowohlt

JEZT - Harry Rowohlt - Buchcoverabbildung © MediaPool Jena

Harry Rowohlt – Buchcoverabbildung von „Gottes Segen und Rote Front“ © Verlag Kein & Aber

(JEZT / VERLAG KEIN & ABER) – Harry Rowohlts Bühnen-Shows waren legendär! Sprachbrillante Feuerwerke aus Kolumnen, Briefen, Vierzeilern, Kommentaren, Übersetzungen, Exkursen, Anekdoten und Dialogen mit dem Publikum. Einfach genial, wie er die Themen der Zeit – relevante und entlegene – durch sein Subuniversum schleuste, wo sie hinten meist schräger, relevanter und von neuen Themenkumpeln umstellt herauskamen. Der Übersetzer, Vorlesekünstler, Kolumnist und Gelegenheits-Schauspieler der „Lindenstrasse“ besaß neben seiner grandiosen Bühnenpräsenz eine Stimme, deren tiefer Sound sich vom Ohr bis in die Magengegend windet und dort für ein angenehmes Kribbeln sorgt. Mit seinem modulationsfähigen Brummbass ist Rowohlt ein Naturereignis.

Im Januar 2011 gastierte Rowohlt im Jenaer Volkshaus, da war er bereits an der nicht heilbaren Krankheit Polyneuropathie erkrankt. Trotzdem dauerte sein Auftritt rund vier Stunden. Er unterbrach die Lesung immer wieder für Kommentare zu seinen Texten, abschweifende Bemerkungen, Anekdoten, autobiografische Erzählungen, Dialoge mit dem Publikum und vieles mehr, so dass die gelesenen Texte eher im Hintergrund standen. Rowohlt war zudem ein Meister der Parodie, der sprachlichen Finessen, der originellen Sicht auf Mensch und Welt. Er beherrschte alle Tonlagen und Dialekte, donnerte und dröhnte, zwitscherte, flüsterte, sang und vergaß niemals die Heiterkeit, den Humor und das aufbrausende homerische Gelächter. Gestern starb er nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in Hamburg.

Harry Rowohlt, Sohn des Verlegers Ernst Rowohlt (rororo), erhielt u. a. folgende Auszeichnungen für seine Werke: 1997 den Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau, 1998 den Kurd-Laßwitz-Preis (für seine Übersetzung von Kurt Vonneguts Zeitbeben), 1999 den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung, 2000 eine Goldene Schallplatte für 250.000 verkaufte Exemplare der CD Pu der Bär, 2001 den Satirepreis Göttinger Elch und 2003 den Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis und den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch. 2005 erhielt Rowohlt erneut den Deutschen Jugendliteraturpreis – dieses Mal für sein Gesamtwerk als Übersetzer.





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