„25 Jahre Deutsche Einheit (Teil 2)“: Auch nach einem Vierteljahrhundert gibt es noch viele Unterschiede zwischen Ost und West

25.07.15 • JEZT AKTUELL, START, UNSER JENA & DIE REGIONKeine Kommentare zu „25 Jahre Deutsche Einheit (Teil 2)“: Auch nach einem Vierteljahrhundert gibt es noch viele Unterschiede zwischen Ost und West

JEZT - StudieSo gehr EInheit - Abbildung © Berlin-Institut

(JEZT / BERLIN-INSTITUT) – In zehn Wochen ist es soweit: Wir feiern 25 Jahre Deutsche Einheit. Jetzt veröffentlichte das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung eine repräsentative Studie, wie weit das einst geteilte Deutschland zusammengewachsen ist. Fazit: Auch nach einem Vierteljahrhundert gibt es noch viele Unterschiede zwischen Ost und West. Aber eines der Ergebnisse ist glänzend für unsere Region: Jena ist die einzige Großstadt Ostdeutschlands in der Top-20-Liste aufstrebender Städte.

Fast die Hälfte der Deutschen ist auch ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung der Ansicht, dass es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen gibt. So nimmt gut ein Drittel derjenigen Ostdeutschen, die generelle Unterschiede nicht abstreiten, Westdeutsche als arrogant wahr. Diese wiederum empfinden ihre Mitbürger im Osten teilweise als unzufrieden und anspruchsvoll. Die einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass sowohl Ost- als auch Westdeutsche ihre Landsleute im jeweils anderen Teil Deutschlands für besserwisserisch halten. „Das Ergebnis hat uns selbst erstaunt“, sagt Reiner Klingholz, der Direktor des Berlin-Instituts. „Ob bei der Bevölkerungsentwicklung, der Wirtschaftskraft, den Vermögen, den Erbschaften oder der Größe der landwirtschaftlichen Betriebe – überall zeichnet sich ziemlich exakt die alte Grenze ab.“

Nicht immer schneidet dabei der Osten schlechter ab. Zwar verdienen Ostdeutsche nach wie vor nur drei Viertel des Durchschnittseinkommens Westdeutscher, sie arbeiten im Jahresdurchschnitt länger und weisen dennoch eine geringere Produktivität aus – eine Folge der kleinteiligen Wirtschaftsstruktur, die nach dem Zusammenbruch der DDR-Industrie entstanden ist. Aber bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen und bei der Kinderbetreuung liegt der Westen noch weit unter dem Ostniveau. Auch die Vorstellung, dass Kinder Schaden davontrügen, wenn sie schon im zarten Alter zeitweilig außerhalb des eigenen Zuhauses betreut werden, ist im Osten deutlich schwächer ausgeprägt. In manchen Bereichen entstehen anstelle der alten Ost-West-Unterschiede auch Differenzen entlang anderer Dimensionen. So haben die fünf Flächenlände r im Osten seit der Einheit massiv Bevölkerung verloren, vor allem durch Abwanderung junger Mensch en, während der Westen weiterhin wächst. Bundesweit legen jedoch vor allem die wirtschaftsstarken Städte zu, die entlegenen ländlichen Gebiete hingegen verlieren überall Bevölkerung.

Weitgehend angenähert haben sich Ost und West bei den Konsumgewohnheiten und den Bildungsabschlüssen, der Lebenserwartung und den Kinderzahlen. Nach dem „Geburtenloch“, dem massiven Einbruch der Kinderzahl je Frau in den neu en Bundesländern zu Beginn der 1990er Jahre, hat sich dieser Wert inzwischen bundesweit bei rund 1,4 eingependelt. In einigen Teilen Ostdeutschlands liegt er heute sogar über dem Durchschnitt, was vor allem an dem geringeren Anteil Kinderloser liegt. Viele der Unterschiede, die sich 25 Jahre nach der deutschen Einheit noch immer finden, gehen darauf zurück, dass die Jahre der Teilung unter gänzlich unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systemen nachwirken. Auch die gewaltigen Umbrüche, die vor allem die Ostdeutschen nach dem Fall der Mauer erlebten, hinterlassen nach wie vor ihre Spuren.

In der Einschätzung von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, den das Berlin-Institut für die Studie interviewt hat, macht sich bis heute bemerkbar, das s die Löhne und Preise in der DDR von einem Tag auf den anderen im Verhältnis 1:1 auf die D-Mark umgestellt wurden. Hingegen lobt Schmidt, dass der damalige Kanzler Helmut Kohl mit seinem Zehn-Punkte-Plan die Vereinigung der beiden deutschen Staaten so entschlossen vorantrieb. „Einheit ist eben kein politischer Willensakt“, so lautet das Fazit von Reiner Klingholz, „sondern ein langsamer Prozess, der mindestens noch eine Generation dauert.“

Die Studie kann man sich DORT kostenlos als PDF herunterladen! – Lesen Sie HIER Teil 1 unserer Serie “25 Jahre Deutsche Einheit”.





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