„25 Jahre Deutsche Einheit (Teil 3)“: Unterschiede und Gemeinsamkeiten im großen Ost/West-Vergleich

16.08.15 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, STARTKeine Kommentare zu „25 Jahre Deutsche Einheit (Teil 3)“: Unterschiede und Gemeinsamkeiten im großen Ost/West-Vergleich

JEZT - StudieSo gehr EInheit - Abbildung © Berlin-Institut

(JEZT / BERLIN-INSTITUT) – In zehn Wochen ist es soweit: Wir feiern 25 Jahre Deutsche Einheit. Jetzt veröffentlichte das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung eine repräsentative Studie, wie weit das einst geteilte Deutschland zusammengewachsen ist. Fazit: Auch nach einem Vierteljahrhundert gibt es noch viele Unterschiede zwischen Ost und West. Aber eines der Ergebnisse ist glänzend für unsere Region: Jena ist die einzige Großstadt Ostdeutschlands in der Top-20-Liste aufstrebender Städte.

Fast die Hälfte der Deutschen ist auch ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung der Ansicht, dass es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen gibt. Und in der Tat: Die DDR war vor dem Mauerfall ein junges Land. Es gab mehr Kinder, die Frauen bekamen früh Nachwuchs und die Lebenserwartung war nicht so hoch wie im Westen. Mecklenburg-Vorpommern war die jüngste Region Deutschlands. Das hat sich deutlich geändert: Bereits 1994 hatte Ostdeutschland mit einer Geburtenrate von 0,77 Kindern pro Frau den niedrigsten gemessenen Wert aller Zeiten. Zu diesem „Geburtenloch“ kam noch eine Abwanderung von etwa zwei Millionen Menschen nach Westen, meist die gut ausgebildeten, jungen und kreativen, die keinen Job im Osten fanden. Heute ist der Anteil der über 59-Jährigen im Osten deutlich höher als im Westen – und der Anteil der unter 20-Jährigen deutlich niedriger.

Vorurteile: In Deutschland sind immer noch fast die Hälfte der Menschen der Ansicht, dass Ost- und Westdeutsche unterschiedlich sind. Unter den Ostdeutschen sind es sogar 71 Prozent – von denen wiederum glaubt gut ein Drittel, dass Westdeutsche arrogant sind. Die Menschen im Westen haben ein weniger konkretes Bild von Landsleuten im Osten, vermuten sie jedoch teilweise als anspruchsvoll und unzufrieden. Sowohl West- als auch Ostdeutsche halten sich selbst für fleißig und den jeweils anderen für besserwisserisch. Das liegt laut Klingholz vor allem daran, dass diese Menschen selten jemandem aus dem ehemals anderen Teil des Landes begegnen. In der Studie heißt es: „Wo sich die Menschen gründlicher kennenlernen konnten, sehen sowohl Ost- als auch Westdeutsche die Klischeebilder des ,Besser-Wessis‘ und des ,Jammer-Ossis‘ im persönlichen Umgang nicht bestätigt.“ Das gute Zeichen: Bei den jüngeren Menschen sind Vorurteile deutlich weniger ausgeprägt. Und 2012 fühlten sich nur noch 20 Prozent der Westdeutschen fremd im Osten. Im Jahr 2000 lag der Anteil noch bei 30 Prozent.

Wirtschaft: Die DDR hatte eine Strukturschwäche. Bereits drei Jahre nach der Einheit mussten 4000 von 14 000 Betrieben, die von der Treuhand verwaltet wurden, schließen. Auch mehr als 25 Jahre nach dem Mauerfall stellt die Studie fest: Die Unterschiede bleiben. Keines der 30 Dax-Unternehmen hat seinen Hauptsitz im Osten. Dort gibt es vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Um die Lücke zu schließen, müsste mehr als eine Billion Euro investiert werden, wie die Unternehmensberatung Roland Berger ausgerechnet hat. Auf der Liste der 20 prosperierendsten Städte steht nur ein ostdeutscher Ort: Jena.

Konsum: Die Menschen in Deutschland mögen Markenprodukte. Doch die Westdeutschen bevorzugen andere als die Ostdeutschen. Zwar trinken beide gern Beck‘s-Bier. Doch Radeberger, im Osten die Nummer zwei, steht im Westen nur auf Platz acht. Populäre Ost-Marken wie Vita Cola oder Leckermäulchen (Joghurt) sind im Westen wenig beliebt. Andere wie Rotkäppchen-Sekt oder Bautz‘ner Senf haben auch viele Käufer im Westen. Die Menschen in Ost und West geben etwa 35 Prozent ihres Gehalts fürs Wohnen aus – und jeweils 15 Prozent für Mobilität beziehungsweise Lebensmittel.

Gesundheit: Die Ostdeutschen leben länger. Die Studie spricht hier „vom größten Geschenk, das die Wiedervereinigung den Ostdeutschen beschert hat“. Wer heute als Junge auf dem Gebiet der ehemaligen DDR geboren wird, lebt etwa sechs Jahre länger als jene, die kurz vor der Wende zur Welt gekommen sind. Bei Mädchen sind es etwa vier bis fünf Jahre mehr. Die Lebenserwartung hat sich in Ost und West 25 Jahre nach der Einheit weitgehend angeglichen. Das liegt an einer gesünderen Lebensweise und an der besseren medizinischen Versorgung für ältere Menschen. Anfang der 90er Jahre lebten West-Männer durchschnittlich noch 3,2 Jahre länger als Männer aus dem Osten. Bei Frauen lag der Vorsprung bei 2,3 Jahren.

Die Studie kann man sich DA kostenlos als PDF herunterladen! – Lesen Sie HIER Teil 1 unserer Serie “25 Jahre Deutsche Einheit” und DORT Teil 2.





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