Rainer Sauer „Mein Vierteljahrhundert in Jena“ – Teil 7: Zeiss, der große Gründer und Innovator unserer Stadt (Der Anfang einer Geschichte)
In meinem Vierteljahrhundert in Jena musste ich auch meine Eindrücke zu Carl Zeiß revidieren. Dachte ich 1991 noch, dass er lediglich ein genialer Erfinder war, dem unsere Stadt einen Teil ihrer Weltbekanntheit zu verdanken hatte, so begriff ich nur wenig später, dass es eine „Philosophie der Zeissianer“ gab, die die Jahrzehnte überdauerte und etwas mit Sorgfalt, Ehre, Prinzipien und Stolz zu tun hatte.
Im September begeht Jena den 200. Geburtstag von Carl Zeiß und das ist Grund genug, ihm heute und in vier Wochen ein paar Worte zu widmen, denn er ist das Vorbild einer wahren Gründerpersönlichkeit, die nicht nur innovative Ideen hatte, sondern auch in der Lage war, für sich und seine Vision selbst Verantwortung zu übernehmen – dies in einer Zeit, als sich in Deutschland der „Sturm und Drang“ gerade dem Biedermeier beugen musste: der Flucht ins Idyll und Private. Viele Menschen wissen nicht, dass Carl Zeiß schon seine Schulzeit in Weimar beendet hatte, als Johann Wolfgang von Goethe dort noch lebte.
Im Alter von 30 Jahren (und damit noch kurz vor der bürgerlichen Revolution von 1848) eröffnete Carl Zeiß in Jena eine kleine Werkstatt für Feinmechanik und Optik und legte damit – ohne es zu ahnen – den Grundstein für einen bis heute weltweit tätigen Technologiekonzern. Sein Gründertum und seine Strahlkraft prägten den Ruf der Stadt Jena und Thüringens als internationales Zentrum für Optik und Photonik mit global agierenden Firmen sowie renommierten Forschungseinrichtungen bis in die heutige Zeit. Aus diesem Holz müssen Gründer geschnitzt sein: nicht nur vor 200 Jahren, sondern auch heute noch und immer wieder neu. Dieser Mann ist eines der großen Deutschen Vorbilder für Ideenreichtum, Ingenieurleistung und Durchsetzungskraft. Auch den Firmennamen, der internationalen Vermarktbarkeit der Produkte wegen, von Zeiß in Zeiss zu ändern, gehört hierzu.
Im Jahre 1847 begann er mit der Produktion einfacher Mikroskope, die sich schon bald als ein ganz besonderer Verkaufsschlager erwiesen. Seine Produkte behaupteten sich auf dem Markt, da sie besser und billiger als die der Konkurrenz aus Wien und Paris waren, denn bei seinen Geräten erfolgte die Scharfeinstellung durch Verstellen der Säule – ein Prinzip, das sich bis heute weltweit durchgesetzt hat. Im August 1847 nahm Carl Zeiß den ersten Lehrling auf und bereits um 1850 erhielt er Großaufträge. Zeiß lebte jedoch bescheiden und investierte von den erwirtschafteten Gewinnen so viel wie möglich in seinen Betrieb. Den „Mythos Zeiss“ prägte er vor allem dadurch, dass er seine Werkstatt streng patriarchalisch leitete: Mikroskope, die von seinen Gehilfen nicht mit der von ihm verlangten hohen Präzision gefertigt worden waren, zerschlug er eigenhändig mit dem Hammer auf dem Amboss. Ungeachtet dessen herrschte im Betrieb ein gutes Arbeitsklima, wozu sicher auch die jährlichen Betriebsausflüge per Pferdewagen mit anschließender Festlichkeiten beitrug: alles von Zeiß auf Firmenkosten organisiert. Den Durchbruch zum Weltruhm brachten die optischen Geräte aus dem Hause Zeiss jedoch erst, als sich der Firmengründer entschloss, Objektive auf rechnerischer Grundlage herstellen.
In diesem Sinne … gibt es Anfang Juni hier die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte.
Ihr
Rainer Sauer
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