Duchatelet: Die Chance, den gebotenen Neuanfang für den Verein zu bewerkstelligen, liegt in den Händen der FCC-Mitglieder

28.08.16 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, SPORT, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu Duchatelet: Die Chance, den gebotenen Neuanfang für den Verein zu bewerkstelligen, liegt in den Händen der FCC-Mitglieder

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Roland Duchatelet – Foto © Staprix NV

JEZT - JenaSport LogoRoland Duchatelet (über seine Firma Staprix NV mit 49,98 % der Stimmrechtsanteile Gesellschafter des FC Carl Zeiss Jena und 95 % der Kapitalanteile an der Fußball-Spielbetriebs GmbH des FCC beteiligt) reagiert mit folgender Erklärung auf jüngste Presseveröffentlichungen zu seiner Person und wendet sich mit ihr an die Mitglieder und Fans des FCC. Hier das komplette Statement des belgischen Investors:

„Liebe Mitglieder und Fans des FC Carl Zeiss Jena,

leider waren die letzten Tage – trotz sportlichem Erfolg und überregional positiver Resonanz zum Spiel gegen den FC Bayern München – neuerlich geprägt durch Schlagzeilen, welche geeignet und dazu bestimmt waren, zu einer Verunsicherung der Mannschaft und des gesamten Umfeldes zu führen. Hierzu darf ich erklären, dass ich bisher meinen Verpflichtungen aus dem Kooperationsvertrag in jedweder Weise nachgekommen bin, dies gilt auch für den Zeitraum nach den offen ausgetragenen Streitigkeiten im Frühjahr diesen Jahres.

Gleichzeitig will ich Ihnen versichern, dass ich noch offen bin, den Fußballclub weiter zu unterstützen. Hierbei geht es mir in keiner Weise darum, eigene Kandidaten für die Gremien des Vereins vorzuschlagen. Dies bleibt die ureigene Aufgabe der Mitglieder des Vereins.

Allerdings werbe ich um Ihr Verständnis dafür, dass ich mein Engagement nicht mit Personen fortführen kann, welche mich innerhalb weniger Monate mehrfach hintergangen haben. Die Chance, bei der turnusmäßig anstehenden Neuwahl des Aufsichtsratsgremiums auch den gebotenen Neuanfang für den Verein zu bewerkstelligen, liegt jetzt in Ihren Händen. Sofern Sie sich für einen Neuanfang entscheiden, werde ich unvoreingenommen und ohne in die Vergangenheit zu blicken mitwirken, gemeinsam etwas in und für Jena entstehen zu lassen.

Persönlich schätze ich das Potential und die Infrastruktur einschließlich Fan-Kultur in der Sport- und Universitätsstadt Jena als außergewöhnlich ein und glaube noch daran, das mit dem bereits sehr guten Nachwuchsleistungszentrum und den Aussichten auf einen Stadionneubau die Basis für eine positive Entwicklung vorhanden ist bzw. geschaffen wird.

Ihr Roland Duchatelet“

Lesen Sie zum Thema den folgenden Kommentar von Rainer Sauer:

Rainer Sauer Jena im Mai 2015 - Foto © Privat

Rainer Sauer im Mai 2015 – Foto © Privat

„Es ist ein alter Grundsatz: Wer die Musik bezahlt, der kann bestimmen. Und deshalb verwundert es nicht, dass der Mann, den die Chefetage des FC Carl Zeiss Jena einst an die Saale holte, um den Verein nicht nur vor dem finanziellen Ruin zu bewahren, sondern ihn auch voranzubringen, Dinge einfordert, die für einen Finanzier, der bereit war und ist, Millionen in den FCC zu investieren, selbstverständlich sein sollten: Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Loyalität.

Indes: Ein Investor ist etwas anderes wie eine Kommune mit ihren Eigenbetrieben, die man jedes Jahr neu um nicht rückzahlbare Finanzspritzen bittet, wenn man in monetären Schwierigkeiten ist oder die Stadionmieten aufs Neue offenstehen. Eine Kommune, die hilft immer, auch weil der FC Carl Zeiss Jena ein Imageträger ist – nicht nur für die vielen Fußballfans. Einen Investor holt man sich aus anderen Gründen. Vielleicht deshalb, weil man als Vereinsführung selbst über Jahre versagt hat, wirklich potente und zahlungskräftige Trikotsponsoren zu finden oder weil man sich mit der Rolle, in der 4. Reihe der Bundesligen zu stehen, nicht abfinden will.

Jeder Fußballfan mit Verstand weiß, dass ein Investror wie Roland Duchatelet weder eine karitative Einrichtung noch eine „Melkkuh“ ist. Der Mann will etwas für sein Geld oder er will es am Ende zurück. Völlig unverständlich ist es daher, wie naiv man offenbar auf Seiten des Jenaer Traditionsvereins mit Geldgeber Duchatelet umging und umgeht. Da wurden wider besseres Wissen und an notwendigen Unterschriften vorbei Verträge verlängert (und später widerrufen), die Öffentlichkeit über die finanziellen Verbindlichkeiten des Vereins aus alten Verträgen unrichtig informiert*, gegen den Finanzier teilweise offen aufgewiegelt. Jüngstes Beispiel ist die Aussage von Tom Hilliger, dem Vizechef des FCC-Aufsichtsrates, zu Duchatelets obiger Erklärung, dass dieser die Unwahrheit berichte, denn der belgische Investor habe keineswegs seine Verpflichtungen erfüllt.

Das schafft absehbar weiteres böses Blut und entzieht dem zukünftigen Engagement Roland Duchatelets in den FC Carl Zeiss im Grunde endgültig den Boden des gegenseitigen Vertrauens. Doch unser wichtigster Fuballverein der Region braucht – mindestens noch solange er in der 4. Liga spielt – dringend das Kapital des Belgiers, da der FCC-Etat hoffnungslos überzeichnet ist. Zieht sich der Belgier zurück, fehlen die Geldmittel um bis zum Saisonende die Spielergehälter zu zahlen und die DFL-Lizenz platzt. Das zumindest muss jedem FCC-Fan klar sein.

Ob Roland Duchatelet ein Erpresser des FC Carl Zeiss ist, wie Hilliger es sinngemäß der Lokalzeitung gegenüber ausdrückte (wobei man durchaus darüber nachdenken kann, wer sich hier von wem erpressbar gemacht hat), steht nicht fest. Fest steht dagegen, dass er die einzige Zukunfts-Option darstellt, die dieser, unser Traditionsvereim im Moment hat. Denn selbst wenn der Belgier aussteigt und der wenig denkbare Fall tritt ein, dass sich ein anderer Investor für den FCC findet, wird ein solcher kaum andere Forderungen an die Vereinsführung haben, als Duchatelet sie hat. Denn: Wer die Musik bezahlt, der kann bestimmen.“

 

* = so hatte Ex-Präsident Lutz Lindemann einst verkündet, die Gehälter der ersten Mannschaft deutlich „auf 560.000 Euro“ reduziert zu haben. Jedoch waren beim Spieleretat von 560.000 Euro weder die Lohnnebenkosten noch Prämien oder die Abgaben für die Berufsgenossenschaft enthalten. So gab es de facto keine Reduzierung, sondern ein sog. „operatives Minus“ – sprich: einen Verlust. Nur das Los mit dem DFB-Pokalgegner Bayern München sowie ein Verzicht der Münchner Mannschaft auf deren Anteil an den Einnahmen des Spiels und eine großzügige Finanzspritze der Stadt Jena zum Spiel – also keine eigene Leistung/en des FC Carl Zeiss sondern pures Glück – spülten dringend benötigtes Geld in die Vereinskasse.





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