„Alles ganz anders?!“: Jenaer Nachrichten sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, „Fake-News“ veröffentlicht zu haben

04.01.17 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu „Alles ganz anders?!“: Jenaer Nachrichten sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, „Fake-News“ veröffentlicht zu haben

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JEZT - Meine Vision © MediaPool JenaAm 02. Januar 2016 titelte das Internetportal der Jenaer Nachrichten „Silvester in Jena: 250 Ausländer lösen Polizeieinsatz aus„. So plakativ aufdringlich die Überschrift auch wirken sollte, so falsch sind die Rückschlüsse, die manche Leser daraus zogen. In einer Gesellschaft, in der Menschen die etablierten Medien als „Lügenpresse“ beschimpfen, selbst aber nur allzu schnell bereit sind, unbewiesene „News“ ungeprüft in sozialen Netzwerken massenhaft zu verbreiten und die Empfänger solcher Meldungen oft auch nur die Überschrift zur Kenntnis nehmen und gar nicht mehr weiterlesen, ist so etwas aus meiner Sicht fahrlässig. Denn selbst die Jenaer Nachrichten beendeten ihren Artikel mit den Sätzen: „Abgesehen von einer Rangelei sei es zu keinen Ausschreitungen gekommen. Polizeisprecherin Steffi Kopp: ‚Alles blieb friedlich.'“

Stimmt es also nicht, dass etwa 250 möglicherweise aus Nordafrika stammende ausländische Personen „plötzlich“ in der Johannisstraße „massiv auftauchten“ und dort bei Frauen „Angst vor Übergriffen“ auslösten? Die Landespolizeiinspektion Jena bestätigt, dass Betreiber zweier Bars kurz vor Mitternacht die Polizei alarmiert hatten, weil sich dort eben solche Personen aufgehalten hätten. Die PI sandte dann einen Streifenwagen vor Ort um die Lage zu klären und zwar als „reine Präventivmaßnahme“, wie es heißt. Vor Ort habe sich schnell herausgestellt, das es keinerlei Hinweise auf eine Straftat gegeben habe und „nicht einmal die Stimmung sei aggressiv gewesen“, sagte Polizeisprecherin Kopp gegenüber der Ostthüringer Zeitung. Ungewöhnlich sei vor Ort allein „die große Zahl der Ausländer“ gewesen hieß es, was im Kontext der Silvestervorfälle vor einem Jahr in Köln überprüft worden sei.

JEZT - Wiebke Muhsal provoziert im Niqab - Screenshot © AfD Thüringen Landtags TV

Wiebke Muhsal provoziert im Niqab – Screenshot © AfD Thüringen Landtags TV

Dass in der Silvesternacht in Jena in der Johannisstraße nichts passiert ist, war den Jenaer Nachrichten jedoch offensichtlich keine Meldung wert und auch eine Überschrift wie „Entwarnung nach…“ zog man nicht in Betracht. Was wiederum dazu führte, dass via Facebook die Meldung „250 Ausländer lösen Polizeieinsatz aus“ offen bis feindselig, jedoch munter diskutiert wurde. Und wen wundert es: Jenas blondeste Niqab-Trägerin, die rechtsgerichtete AfD-Landtagsabgeordnete Wiebke Muhsal, hatte gleich bei Facebook die passende Hetz-Tafel bereit und skandierte „Nordafrikaner in Jena: Unbefangen Silvester feiern? Das war vorgestern, wie in einem anderen Leben.“  Und auch die Reaktionen ihrer Sympathisanten waren vorhersehbar, von Ich als Frau habe Angst in diesem Land.“ bis hin zu „Wir wollen leben und zwar unser DEUTSCHES Leben! Und das hat nichts mit ängstlichen Verhalten zu tun, sondern ist reine Selbsterhaltung!“.

Ich halte es für verständlich, dass vor allem Frauen Angst empfinden, wenn sie sich unerwartet einer Menge von Ausländern gegenüber sehen,  finde jedoch, Print- und Nachrichtenmedien im Internet haben die Pflicht über Vorfälle zwar kritisch aber eben nicht unbegründet reißerisch zu berichten. Sonst besteht tatsächlich der Verdacht, dass man mit Fake-News Quote machen will. Denn es hat sich gezeigt, dass bereits Schlagzeilen Hysterie auslösen können, zumindest aber als Fake-News gesellschaftliche Gruppen verunsichern. Das ist nicht Aufgabe von Nachrichtenmedien sondern Kernkompetenz mancher Parteien oder Politiker(innen), die zwecks Stimmenfang die Menschen provozieren.

gez.

Rainer Sauer, Jena





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