„Was ist Jena? Was braucht unser Jena?“: Über Macht, Ohnmacht und Möglichkeiten der Einwohner unserer Stadt

26.05.17 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu „Was ist Jena? Was braucht unser Jena?“: Über Macht, Ohnmacht und Möglichkeiten der Einwohner unserer Stadt

Die Intentionen, was man unter dem Begriff „Unser Jena“ verstehen kann, sind ebenso frei wie die Marke „Unser Jena“ selbst. Was letzteres betrifft, so gab es im Zuge der Diskussion um die Eichplatzgestaltung vor rund fünf Jahren sowohl eine Bürgerinitiative namens „Unser Jena“ als auch die Idee einer neuen, bürgerbewegten politischen Kraft namens „Unser Jena“, die dann aber zur Kommunalwahl 2014 nicht antrat. Die Initiative hingegen schloss sich vor der Wahl mit der vereinsgetragenen Freien Wählergemeinschaft der „Bürger für Jena“ zusammen, bildete mit diesen eine gemeinsame Kandidatenliste für die Stadtratswahl und zog in Persona von Susanne Schlegel und Siegfried Ferge mit in den Stadtrat ein.

Schließlich ließ sich die Initiative „Jenas Zukunft mitgestalten / JEZT“ vor einiger Zeit die Internetadresse www.unserjena.online eintragen, um so die verschiedenen Aktivitäten von ZONO Radio Jena und die JEZT-Nachichten für unser Jena und die Region gebündelt sichtbar zu machen.- Doch, was ist Jena? Was macht die kleine Großstadt an der Saale aus? Was braucht unser Jena, um die Zukunft für alle Einwohner möglichst optimal zu meistern? – Diesen Fragen gehen wir in unserem Thema des Monats Mai 2017 nach.

Blick auf Jena Süd und West vom JenTower aus – Foto © MediaPool Jena

Der Begriff der Politik kommt aus dem antiken Griechenland und bezeichnet Fragestellungen des Gemeinwesens (griechisch: polis) – als wörtliche Übersetzung von Politik (griechisch: politiká) wäre wohl die Bezeichnung „Dinge, die sich um das Gemeinwesen drehen“ zutreffend. Die Bürgerbeteiligung ist damit als Grundstock von Politik anzusehen, jedoch haben sowohl der Freistaat Thüringen als auch unser Jena (auch wenn dies immer wieder eingefordert wird) keine direkte Basisdemokratie (Demokratie = politische Ordnung, in der Macht und Regierung vom Volk ausgehen) sondern eine Demokratie, die über die Wahl von Volksvertretern (in Jena könnte man sagen „Bürgervertretern“) funktioniert.

Leider hat Basisdemokratie in der Vergangenheit oft nicht wirklich funktioniert, führt sie doch schnell dazu, dass konfiktfähige Bevölkerungs- bzw. Bürgermehrheiten schwächere Minderheiten unterdrücken, weil die Mehrheit allein ihre Meinung gelten lässt und durchsetzt. Auch kann die zu direkte Bürgerbeteiligung einem prosperierenden Gemeinwesen hinderlich sein, lässt sie doch bei der Berücksichtigung kurzfristiger Ziele kaum langfristig und für alle Mitmenschen notwendige Entwicklungen zu.

Bürger auf dem „polis“ – dem Marktplatz – von Jena, im Jahre 2003 – Foto © MediaPool Jena

Aber unser Jena braucht gar keine Basisdemokratie, um wirkungsvoll zu funktionieren, denn wir haben in unseren Mauern – das ist historisch gewachsen und hat sich gerade zu DDR-Zeiten besonders gezeigt – Bürger, die mitreden wollen und dies auch tun und sich stets in Ereignisabläufe einbringen. Darauf hat sich die sozialistische Einheits-Verwaltung zu DDR-Zeiten nur schwer einstellen können; nach der Wende jedoch hat die Exekutive durchaus richtige und wichtige Pfade beschritten.

Heute, im Jahr 2017, hat die Verwaltung verstanden, wie man Bürger beteiligt und „mitnimmt“ auf die nicht immer leichte Reise in die Zukunft, wie etwa das Konzept „Jena2030+“ zeigt mit dem Motto „Heute schon Zukunft gedacht?“ und zwar unabhängig davon, ob es beispielsweise um das Wohnen oder die Wirtschaft geht. Fest vernetzt in der Europäischen Gemeinschaft heißt es heute in Deutschland / Thüringen / Jena ob in Forschung, Straßenbau, Handel oder bei den Entwicklungsaussichten unserer Kinder: „Think Global – Act Local“.

„Think Global – Act Local“: Arabische Straßenszene – Foto © MediaPool Jena

Genau das führt dann dazu, dass ein Ministerpräsident, Oberbürgermeister oder Dezernent auch immer wieder einmal außerhalb seiner Hemisphäre unterwegs sein muss, in den USA, Palästina oder im Inland. Dass dies für Kleingeister unverständlich bleibt, da sie mental noch gar nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind, ist nur natürlich, denn ihnen mangelt es am gedanklichen „Schritt nach vorn“ raus aus den 80ern ins Jena unserer Zeit. Sie verstehen nicht, weshalb etwa die Idee von „Cash for Work“ im nahen Osten einerseits dazu führt, dass Menschen in Arbeit und Brot gebracht werden und beispielsweise dort die Umwelt säubern, und andererseits auf diese Art und Weise Flüchtlinge davon abgehalten werden, nach Europa zu kommen und hier Sozialleistungen zu beanspruchen und zu verbrauchen. Deshalb führt so manche Reise eines lokalen Politikers also in die Ferne – nicht, um sinnlos Steuergelder zu verschwenden.

Ebenso oft hört man, gewählte Politiker einer Mehrheitsregierung (ob nun von Rot-Rot-Grün in Erfurt oder Rot-Schwarz-Grün in Jena) würden ständig Fehler machen oder versäumten es, „die Bürger“ in Entscheidungen einzubinden. Alles werde „am Bürger vorbei geplant“ heißt es. Doch stimmt das überhaupt? Unser Jena ist eine Stadt mit einer gewachsenen starken Bürgerschaft, die sich vielfältig zeigt und äußert. Unser Gemeinwesen ist eben kein „Modell DDR 4.0„, wie manche meinen und wie sich in den mehr als 25 Jahren freien Lebens inzwischen gezeigt hat. Nehmen wir als Beispiel einfach die Radioenthusiasten, die vor bald 20 Jahren den Offenen Hörfunkkanal Jena ins Leben brachten. Sie haben sich engagiert, Zeit und Geld für ihre Idee und ihren Glauben daran geopfert und wurden am Ende dafür belohnt.

Wandbild in Leipzig – Foto © MediaPool Jena

Im Radio OKJ entstand schon bald nach dem Sendebeginn das lokale Hörfunkprogramm Radio Jena mit einer Rundfunkinitiative, der von der Hausfrau über den Lehrer und Künstler, über ausländische Mitbürger, Senioren und Vereine, bis hin zum Studierenden alle Bevölkerungsschichten angehörten und das wird in Zukunft auch nicht anderes sein. Hieraus entstanden dann Dinge wie die Liveübertragungen der Stadtratssitzungen im Radio, die damit Politik in Jena für jeden Bürger direkt und nachvollziehbar machten. Oder unser Multimediaportal JEZT, das als beliebtestes in Ostthüringen inzwischen knapp 8.000 Artikel und Berichte veröffentlicht hat (mehr als 3.350 davon als „Lichtstadt News“) – das sind weit mehr als andere News-Portale aus Jena, die immer wieder gerne betonen, wie bedeutsam sie seien, bevor sie langsam in der Bedeutungslosigkeit versinken.

All das beantwortet beispielhaft sowohl die Frage, was unsere kleine Großstadt an der Saale ausmacht, gibt aber ebenso Antwort auf Fragen nach Transparenz, Kommunikation und modernem Unternehmertum in unserer Stadt, denn sowohl Radio Jena als auch JEZT sind – da sie weder Werbeeinnahmen generieren noch staatliche Förderprojekte sind – lupenreine Sozialunternehmen, getragen und finanziert von einzelnen Mitmenschen. Sie zeigen seit 1999 wie erfolgreich Social Entrepreneurship sein kann und ist, beweisen, wie Potential und Kreativität unserer Bürger und Mitmenschen gebündelt und gesellschaftlich nutzbar gemacht werden können.

Weltweit denken, doch auch im eigenen Umfeld viel bewirken – das braucht unser Jena.

Daniel Lehmann, Allgemeine Redaktion

Lesen Sie zu unserem Thema des Monats Mai auch diese Artikel: 1.) Die Transformation der Zukunft, oder: Wohin gehen wir …2020? …2032? …2040? 2.) Langjährige Bemühungen zur Zukunft unserer Stadt mündeten in der ersten Maihälfte 2017

 





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