„10 Jahre JEZT (Teil 3)“ – Jena und die Region ein klein wenig evolutionieren: Mit JEZT heute schon die Zukunft verändern!

23.06.17 • AUS DER REGION, INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, RADIO JENA, START, UNSER JENA, UNSER JENA & DIE REGIONKeine Kommentare zu „10 Jahre JEZT (Teil 3)“ – Jena und die Region ein klein wenig evolutionieren: Mit JEZT heute schon die Zukunft verändern!

Das Infoportal „Die Blaue Kugel“ im Jahre 2001 mit der ersten Radio Jena Page – Abbildung © MediaPool Jena

(Bernd Hartung) – Seit 1999 machen wir das Lokalradioprogramm für Jena und die Region. Dies gewährleistet uns und unseren Projekten eine lange und fundierte Erfahrung im ehrenamtlichen Mediabusiness, gesellschaftliches Engagement und Verantwortungsbereitschaft. Wir – die Macher von Radio Jena, ZONO + und JEZT – sind Social Entrepreneure mit einer engen Verknüpfung mit Ortsteilen, Vereinen, Verwaltung und Institutionen in Jena und der Region. Wie man unschwer feststellen muss, hat unsere Arbeit in den letzen Jahren unser Jena und die Region ein klein wenig mit geprägt und verändert. Darauf sind wir stolz und dürfen dies auch sein. Lesen Sie HIER Teil 1 unserer Retrospektive und DORT Teil 2!

Eine Dekade sind für einen Info-Blog eine lange Zeit. Da darf man sich fragen, wo wir in zehn Jahren – also 2027 – sein werden? Gibt es dann noch ZONO+ oder das lokale Hörfunkprogramm Radio Jena oder den Multimediablog JEZT? Um diese Frage beantworten zu können, sollten wir zum Abschluss unserer Retrospektive Rainer Sauer zu Wort kommen lassen, dem Mastermind hinter allem, was Radio Jena, ZONO+ oder JEZT ausmacht. 1958 in Hessen geboren, zog er vor mehr als 25 Jahren in unser Jena.

Rainer, wird es die Projekte ZONO+ und Radio Jena auch in zehn Jahren noch geben?

Da muss man differenzieren. ZONO+ ist eine Art visionäre Plattform, an der viele Leute beteiligt sind, so dass es die auch über 2025 hinaus noch geben wird. Es geht hierbei um Soziales Unternehmertum und daran besteht immer Bedarf. Auch und gerade in der Regio um die Lichtstadt Jena. Wir helfen vereinen und Initiativen Kontakte zu knüpfen und sind sozusagen ein stilles Netzwerk mit guten Erfolgen. Ehrenamtlich und ohne Entlohnung. Radio Jena ist da schon etwas anderes. Ob die Leute in zehn Jahren immer noch unser lokales Hörfunkprogramm hören wollen, dass ja dann schon fast 30 Jahre bestehen würde, halte ich persönlich für eher unwahrscheinlich. Es wird wohl so sein, dass dann Fortentwicklungen des Social Media Genres, auch solche, die wir heute noch gar nicht erahnen, ein lokales Hörfunkprogramm obsolet machen. Wer heute über die Zukunft des Bürgerradios spricht, unterstellt, dass es eine solche Zukunft geben wird und das halte ich keineswegs für selbstverständlich. Persönlich habe ich mir das Ziel gesetzt, mit 60 Jahren, konkret 2019 zum 20. Geburtstag von Radio OKJ, mit dem Radiomachen aufzuhören und sozusagen in die Radiorente zu gehen. Angefangen hatte ich 1984 beim hr und 35 Jahre öffentlich-rechtliches Radio sind schon eine lange Zeit, ein halbes Leben.

Und wie geht es mit JEZT weiter?

Ich habe schon oft betont, dass wir uns mit JEZT niemals überschätzen dürfen. Sowohl bezügöich des Einflusses auf die Menschen, als auch im Blick darauf, wie man eine Gesellschaft ändert. Was sind 1.500 Online-Leser pro Tag bei 150.000 Menschen in Stadt und Region? Wenn man die Zahlen der Rivalen kennt, dann merkt man, wir klein man in Punkto Wichtigkeit tatsächlich ist. Du erreichst ja gerade mal 1 % der Bevölkerung täglich. Dagegen sind 50 % bei Facebook und posten im Durchschnitt 1,5 mal am Tag. In der digitalen Welt der kommenden Jahre voller Big Data und Überinformationen, mit ultra-schnellen PushNews-Infos über Städte, Regionen, Länder, denke ich, dass unser Infoblog für die Leserinnen und Leser immer uninteressanter werden wird. Das wäre ein Grund, damit aufzuhören. Oder aber eine Evolution zu durchleben. Schauen wir mal.

Beschreibe für die Leser kurz, wie sich der Multimediablog JEZT entwickelt hat.

Als wir 2000 mit des Internetseite www.radiojena.de anfingen, gab es statische Webseiten, in die man Infos eingepflegt hat. Dann kamen Anfang bis Mitte der 2000er- Jahre die Blogs auf und wir arbeiteten als ZONO Radio mit googles Blogspot, dann revolutionierte WordPress die Welt, wird aber zunehmend von Facebook oder anderen Messenger-Diensten abgelöst. Wer heute noch als Journalistik-Amateur, und das sind wir nun mal alle in der JEZT Redaktion, im stillen Kämmerlein jeden Tag aufs Neue umfassende Infosammlungen, und ich sage das bewusst provokant zuspitzend abstrakt in Anführungsstrichen, „für die Menschen“ erstellt, vielleicht sogar für Regionen weit über Jena hinaus, und dies als zeitgemäßes Mittel sieht, „die Menschen“ umfassend zu informieren, der hat heute schon die Zukunft verpasst. Das soll uns möglichst nicht passieren und darüber diskutieren wir oft, denn neben den am Rande der Gesellschaft betriebenen Info-Blogs gibt es hervorragende Info-Webseiten von Nachrichtenprofis, wie der Mediengruppe Thüringen oder dem MDR. Die informieren schon umfassend und JEZT ergänzt das nur. Das sind gleichsam Rolle und Ergebnis.

Die spendenfinanzierte „Sonnenwand“ auf dem Gelände der Regelschule Alfred Brehm in Lobeda-West – Foto © MediaPool Jena 2003

Wie wichtig ist das Geld, wenn man sozial-unternehmerische Projekte macht?

Drei kurze Antworten: 1.) Immens wichtig! 2.) Wer denkt, mit einem Infoblog Geld verdienen zu können, der hat keine Ahnung, ignoriert die Realität und belastet sich, vielleicht sogar seine Familie, so finanziell über Gebühr. Eher verdient man heute Geld mit Youtube-Videos – Infoblogs sind, finanziell betrachtet, totgerittene Pferde. 3.) Trotz Rot-Rot-Grün in Thüringen gibt es so gut wie keine Basis-Förderung von sozialunternehmerischen Projekten wie JEZT, ZONO+ oder Radio Jena. Das ist traurig zu erkennen, gleichsam die Realität und heißt im Ergebnis: Alle Beteiligten unserer Projekte investieren zusammengerechnet pro Jahr über 3.000 Euro in die Umsetzung ihrer Projekte. Wir machen das freiwillig und frohen Herzens und ich gehe einmal davon aus, dass dies bei anderen Infoblogs ähnlich sein dürfte, weil: darunter geht es finanziell nicht. Man kann niemanden knechten, der allein auf weiter Flur sozusagen zum Nulltarif Redaktionsarbeit macht. Das klappt ja noch nicht mal bei selbstverwalteten Projekten wie Jugendzentren. Wettgemacht wird die finanzielle Investition in die Redaktionsarbeit aber stets durch die Qualität, durch langsam steigende Leserzahlen und das Feedback der Leute, denen man mit ein paar Euro Anerkennung für ihre Arbeit zollen konnte.

Hast Du, habt Ihr das schon immer so gemacht?

Das war schon so vor JEZT, zum Beispiel in den 90er Jahren, als der Förderverein der Regelschule Alfred-Brehm aktiv war, bei unserer Radio-Sozialarbeit für das AfroCenter in der Knebelstraße und so weiter. Aus meiner sozial-unternehmerischen Erfahrung und der Vorstandsarbeit in mehreren gemeinnützigen Vereinen seit 1994 kann ich sagen: In unserem Jena gibt es rund 60 Prozent Akademiker. Da liegt das Geld sozusagen auf der Straße. Die Frage ist: Wie kann man es einsammeln und damit sinnvolle lokale und regionale Projekt fördern? Unser Weg führte uns abseits von Crowdfunding direkt auf die gesellschaftspolitische Ebene. Trotzdem ist klar: Sollte es mittelfristig in unserem Jena und der Region bessere Wege geben, dann freuen wir uns und es braucht den Multimediablog JEZT, sprich: „Jenas Zukunft mitgestalten“, nicht mehr. Jeden Tag mehr erfreue ich mich persönlich über die Bürgerstiftung. Sollten unsere Projekte einst enden, dann könnte die Bürgerstiftung ein guter Ort sein um weiter tätig zu werden.





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