„Magersucht zu bekommen wäre echt schlimm… (Teil 1)“ – UKJ-Langzeitstudie ergibt: Mädchen, die an Programmen zur Prävention von Essstörungen teilgenommen hatten, haben einen stabileren Körperselbstwert

05.07.17 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Magersucht zu bekommen wäre echt schlimm… (Teil 1)“ – UKJ-Langzeitstudie ergibt: Mädchen, die an Programmen zur Prävention von Essstörungen teilgenommen hatten, haben einen stabileren Körperselbstwert

PD Dr. Uwe Berger, Psychologe am Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie des UKJ und Projektleiter der Studie LooP präsentierte die Studienergebnisse zusammen mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen am UKJ Luise Adametz, Dr. Felicitas Richter und Julia Mühleck. (v.l.n.r.) – Foto © UKJ Kotlorz

Thüringens Schülerinnen, die zur Vorbeugung von Essstörungen an den Programmen „PriMa“ und „Torera“ teilnahmen, haben einen stabileren Körperselbstwert. Das ist ein Ergebnis der vor drei Jahren initiierten  Langzeitstudie LooP („long-term effects of school based prevention programs related to eating behavior and the development of eating disorders“), die mit einem Abstand von gut zehn Jahre nach Beginn der Präventionsprogramme vom Universitätsklinikum Jena (UKJ) durchgeführt wurde.

„Ein sinkender Körperselbstwert während der Pubertät ist normal und einer der Hauptrisikofaktoren für Essstörungen. Deshalb ist für uns die Stabilität des Körperselbstwertes in den Projektgruppen ein sehr ermutigendes Ergebnis, um Essstörungen wirkungsvoll vorzubeugen“, resümiert PD Dr. Uwe Berger, Psychologe am Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie des UKJ und Projektleiter der Studie LooP. Das ist ein positives Fazit und auch eine Bestätigung für die Schulen, die Programme zur Vorbeugung von Übergewicht und Essstörungen anbieten. Dabei wurden 1.000 ehemalige Schülerinnen zu einer wissenschaftlichen Befragung eingeladen. Mehr als 100 beantworteten insgesamt 67 Fragen zum Essverhalten und zur Wahrnehmung des eigenen Körpers. Darunter waren Fragen wie: „Mich beschäftigt der Wunsch, dünner zu sein.“, „Nachdem ich gegessen habe, fühle ich mich deswegen sehr schuldig“, „Ich neige dazu, meinen Körper zu verbergen“. Ein Ergebnis: Die heute 19- bis 20-Jährigen, die damals an den Präventionsprogrammen teilnahmen, haben einen stabileren Körperselbstwert als Gleichaltrige ohne Programmteilnahme.

Für die Untersuchung von Langzeiteffekten wurden auch anonymisierte Daten der unterstützenden Krankenkassen BARMER und AOK PLUS für das LooP-Projekt ausgewertet. BARMER Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk: „Junge Mädchen werden schon sehr früh mit vermeintlichen Schönheitsidealen konfrontiert. Ein gefestigtes Selbstbewusstsein und Körpergefühl sind der beste Schutz. Vielleicht sollte man aber auch einmal überlegen, die Modeindustrie an der Finanzierung von Präventionsprogrammen zu beteiligen. Hier sind wir alle gefragt, was wir schön finden, bestimmen wir alle als Gesellschaft mit.“ Mit der Ernährungsinitiative „Ich kann kochen“, der bundesweit größten Kampagne zur Ernährungsbildung von Kita- und Grundschulkindern, hat es sich die BARMER zum Ziel gesetzt, 2.800 Genussbotschafterschulungen durchzuführen und 1,4 Mio. Kinder erreichen. Igor Kästel, Regionalgeschäftsführer der AOK PLUS erklärt: „Die Ergebnisse sind auch für uns als Gesundheitskasse interessant und bestätigen uns: Seit 2014 setzen wir beispielsweise mit unserem Präventionsprogramm JolinchenKids bereits im Kindergartenalter bei den Jüngsten an, um sie für einen gesunden Lebensstil zu begeistern. Dabei werden nicht nur Ernährung und Bewegung thematisiert, sondern auch das seelische Wohlbefinden in den Mittelpunkt gerückt.“

Essstörungen sind schwerwiegende Erkrankungen des Jugendalters. Sie sind schwer behandelbar und verlaufen oft chronisch. Vor allem die Magersucht endet bei etwa zehn Prozent der Betroffenen tödlich. Unter Essstörungen leiden vor allem junge Mädchen. Insgesamt sind rund fünf Prozent der Mädchen und ein Prozent der Jungen im Alter von 14 bis 24 Jahren in Deutschland erkrankt. Es wird zwischen drei verschiedenen Essstörungen unterschieden. Die Magersucht (Anorexie) ist gekennzeichnet durch eine starke Gewichtsabnahme bei anhaltendem Gefühl, zu dick zu sein. Die Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und die Binge-Eating-Störung äußern sich durch extreme Essanfälle, wobei bei der Bulimie gegenregulierende Maßnahmen wie z.B. Erbrechen ergriffen werden, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. „Allen drei Störungen gemein ist jedoch der geringe Körperselbstwert. Figur und Körpergewicht haben große Bedeutung für die Selbstbewertung“, erklärt Luise Adametz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im UKJ.

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