„Schutz vor Krieg und Verfolgung“: Irakischer Wissenschaftler findet dank Philipp Schwartz-Initiative Zuflucht an der Universität Jena

16.09.17 • INFOS FÜR STUDIERENDE, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Schutz vor Krieg und Verfolgung“: Irakischer Wissenschaftler findet dank Philipp Schwartz-Initiative Zuflucht an der Universität Jena


Der irakische Politikwissenschaftler Prof. Hani Alyas Khadher hat in Deutschland Zuflucht gefunden vor Krieg und Verfolgung in seiner Heimat. Im Rahmen der Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung bietet die Friedrich-Schiller-Universität Jena ihm nun ein neues wissenschaftliches Umfeld. „Ich bin froh und dankbar, endlich wieder arbeiten zu können“, sagt Prof. Khadher.

Am Lehrstuhl Neuere und Neueste Geschichte forscht der 64-jährige Iraker über Menschenrechte in der arabischen Welt. Ein Fokus liegt dabei auf den Entwicklungen in seinem Heimatland Irak. Dieses Projekt ist eingebettet in die Tätigkeit des Arbeitskreises Menschenrechte im 20. Jahrhundert – einer interdisziplinären Forschergruppe, die vom Jenaer Historiker Prof. Dr. Norbert Frei geleitet wird und deren Ziel es ist, den Aufstieg der Menschenrechte zu einem Schlüsselbegriff politischer Kommunikation im letzten Jahrhundert zu historisieren.

In seiner Heimat Irak sei der normale Lehrbetrieb nicht mehr möglich, erzählt Prof. Khadher. Es gebe Mordanschläge auf Wissenschaftler, etwa 5.000 Kollegen seien wie er geflohen, um die 600 seien getötet worden. Zu den ermordeten Kollegen gehöre der Präsident der Universität Bagdad, für den er selbst gearbeitet habe. Die prekäre Lage für die Wissenschaftler und die Wissenschaft habe 2003 begonnen, mit dem Einmarsch der Amerikaner im Irak. Bis zu diesem Zeitpunkt habe die Universität Bagdad zu den besten gehört, viele Studierende seien sogar aus dem Ausland gekommen, sagt er. In umgekehrter Richtung seien viele Studierende nach Europa gegangen, um dort ihren Master zu machen. Heute sei die Atmosphäre an der Universität schwierig; Prof. Khadher wurde 2011 selbst bedroht, er ging deshalb nach Erbil, in den kurdischen Teil des Iraks. Doch 2015 sei dort ein Gesetz erlassen worden, das nicht-kurdischen Dozenten die Lehrerlaubnis entzog. Hani Alyas Khadher entschloss sich mit seiner Familie – seiner Frau und Tochter – zur Flucht nach Europa.

Nun ist er am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte bei Prof. Dr. Norbert Frei tätig. Der Kontakt kam über das „Scholars at Risk Network“ zustande. Der Impuls, im Rahmen der Philipp Schwartz-Initiative einen Wissenschaftler nach Jena zu holen, hat auch mit der Forschung am Lehrstuhl zu tun: Das Exil deutscher Wissenschaftler gehört zu den Themen, die hier untersucht werden. Die Initiative zum Schutz ausländischer Wissenschaftler ist nach dem Pathologen Philipp Schwartz benannt, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1933 aus Deutschland floh. Schwartz gründete später die „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“. Unterstützt wird die Initiative vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland. Finanzielle Unterstützung kommt zudem von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der Fritz Thyssen Stiftung, der amerikanischen Andrew W. Mellon Foundation, der Gerda Henkel Stiftung, der Klaus Tschira Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, dem Stifterverband sowie der Stiftung Mercator.

Der Antrag, Prof. Khadher in Jena aufzunehmen, entstand in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Büro der Friedrich-Schiller-Universität. Dessen Leiterin Dr. Claudia Hillinger sagt, die Universität engagiere sich bereits mit einer Reihe von Angeboten für die Unterstützung von Geflüchteten, z. B. mit dem Gasthörerprogramm für studieninteressierte Flüchtlinge. Mit Hilfe der Mittel aus der Philipp Schwartz-Initiative können zum einen die Beratungs- und Betreuungsangebote für geflüchtete Gastwissenschaftler an der Universität ausgebaut werden, zum anderen – viel wichtiger – eröffnen die zweijährigen Stipendien den Wissenschaftlern neue Perspektiven und ermöglichen es ihnen weiterhin, ihre Expertise in der Forschung einzubringen.





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