Ein langer Weg für wenige Sekunden am Ende der Welt: Heute passiert die NASA-Raumsonde „New Horizons“ den Himmelskörper „Ultima Thule“
(Bernhard Doepfer) – Dreieinhalb Jahre nach ihrer erfolgreichen Passage am Zwergplaneten Pluto 134340 im Juli 2015 hat die NASA-Raumsonde New Horizons ein neues Zielobjekt im Visier: Am heutigen Neujahrstag wird sie um etwa 06:33 Uhr MEZ in einem Abstand von nur 3.500 Kilometern am Kuipergürtelobjekt (486958) 2014 MU69 vorbeifliegen – inoffiziell „Ultima Thule“ genannt, nach einem altgriechischen Mythos für – sowohl zeitlich als auch räumlich – „Das Ende der Welt“. Und tatsächlich: Noch nie hat eine von Menschen gebaute Forschungssonde ein so weit entferntes Objekt besucht.
Damit gerät erstmals ein kleineres Mitglied des sog. Kuipergürtels ins Blickfeld der Planetenwissenschaftler und zwar ein Himmelskörper, der sich seit seiner Entstehung vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren so gut wie nicht verändert haben dürfte – so jendenfalls die Annahme. Spektralanalysen haben gezeigt, dass „Ultima Thule“ zu einem großen Teil aus Wassereis besteht, dem Silikatmineralen und Staub beigemischt sind. Aus solchen Objekten bildeten sich einst, als unser Sonnensystem entstand, die größeren Mitglieder des Kuipergürtels, so auch Zwergplanet Pluto 134340 mit seinen fünf bekannten Monden. Nun sind die Planetenforscher also äußerst gespannt darauf, zu sehen, wie „Ultima Thule“ aus der Nähe aussieht.
Das heutige Ziel der „New Horizons“-Reise ist mit einer mittleren Entfernung vom 44-Fachen des Abstands unserer Erde von der Sonne noch einmal gewaltig weiter von der Sonne entfernt als es Pluto 134340während des Vorbeiflugs im Juli 2015. Entdeckt wurde „Ultima Thule“ im Juni 2014 mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble bei einer gezielten Suche nach möglichen neuen Zielen für New Horizons. Damals suchten die NASA-Astronomen nach eben solchen Objekten, die sich nach dem Plutovorbeiflug mit enem zurückhaltenden Einsatz des Bordantriebs von „New Horizons“ im Bereich von dessen weitere Flugbahn erreichen lassen. Vermutet wird, dass „Ultima Thule“ eine längliche kartoffelartige Gestalt aufweist, aber auch ein Doppelkörpersystem von zwei sich leicht berührenden Objekten ist denkbar.
Derzeit strebt die NASA durch ein kurzes Schubmanöver des Bordantriebs eine Minimaldistanz für den Vorbeiflug von 3.500 Kilometern zu „Ultima Thule“ an, da aber wegen der großen Distanz von „Ultima Thule“ zum Blauen Planeten die Funksignale der Sonde rund sechs Stunden bis zur Erde benötigen, wird der Vorbeiflug in einem Zeitraum von insgesamt rund 48 Stunden vollautomatisch erfolgen, der bis zum 3. Januar 2019 dauert. Rund 900 Bilder und die wichtigsten Messdaten wird „New Horizons“ während der knapp eine Minute langen dichtesten Annäherung aufzeichnen. Und da die Sendeleistung des Bordsenders mit dessen Übertragungsrate mit rund einem Kilobit pro Sekunde viel zu gering ist, um diese Daten live zur Erde zu funken, unterbricht „New Horizons“ etwa dreieinhalb Stunden nach der dichtesten Annäherung kurzzeitig die Messungen, richtet sich zur Erde aus und überträgt während einer kurzen Sendung eine Erfolgsmeldung, worauf die NASA den Befehl zurück sendet, erste Daten, die Auskunft über den technischen Zustand der Sonde und über die Größe der an Bord gespeicherten Datenmenge abzusenden sowie ein bis zwei Fotos. Das Zurücksenden des Befehls wird erneut sechs Stunden dauern.
Wenn alles klappt, wird es weiter sechs Stunden später (und damit kurz vor Mitternacht) weitere Datenübertragungen geben, bei denen die besten Bilder von „Ultima Thule“ mit einer Auflösung von bis zu 30 Metern pro Bildpunkt zu erwarten sind, wie die NASA mitteilte. Dann aber heißt es abwarten, denn nach dem 2. Januar 2019 muss New Horizons seine Datenübermittlungen unterbrechen. Der Grund liegt darin, dass die Sonde vom bis zum 7. Januar in Konjunktion zur Sonne stehen wird, so dass die natürlichen Radioemissionen der Sonne die Funksignale derart stören werden, dass es nahe sinnlos wäre, Daten zu empfangen.
Allerdings wird die Raumsonde ab dem 08.01.2019 den überwiegenden Teil des Jahres damit verbringen, ihre komplette Datensammlung über „Ultima Thu,e“ zur Erde zu übermitteln – so jedenfalls der Plan ader NASA. Die Mission von „New Horizons“ ist derzeit bis Ende April 2021 konzipiert und finanziert.
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