Jena schafft einen Erinnerungsort für in der NS-Zeit ermordete kranke und behinderte Menschen aus Jena

01.09.19 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKommentare deaktiviert für Jena schafft einen Erinnerungsort für in der NS-Zeit ermordete kranke und behinderte Menschen aus Jena

OB Dr. Thomas Nitzsche, Wolfgang Rug und Gisela Horn (Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit“) und Jonas Zipf von jenaKultur. – Foto: Stadt Jena  

(Stadt Jena) – Zur Einweihung der Gedenktafel zur Erinnerung an die während der NS-Zeit ermordeten kranken und behinderten Menschen aus Jena lädt die Stadt Jena herzlich ein an:

Sonntag, 1. September 2019 um 11 Uhr. Ort: Rathausdiele Jena

Zur Veranstaltung sprechen: Dr. Thomas Nitzsche, Oberbürgermeister /// Dr. Tobias Freimüller, stellvertretender Direktor desFritz-Bauer-Instituts Frankfurt am Main /// Dr. Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein /// Dr. Gisela Horn, Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit“

Hintergrund:  Mindestens seit 1999 gibt es in Jena Diskussionen zu den Krankenmorden, welche während der nationalsozialistischen Zeit stattfanden und Jenaer Bürger und Bürgerinnen betrafen. Dabei hatte sich die mitunter sehr kontrovers geführte Debatte zunächst auf die Verstrickung von Jenaer Ärzten konzentriert.

Der Arbeitskreis „Sprechende Vergangenheit. Jena in der Zeit des Nationalsozialismus“ recherchierte seit 2014 zu den Jenaer Opferschicksalen und wurde dabei vor allem von dem Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Herrn Dr. Boris Böhm, unterstützt. Die Auswertung verschiedener Archivmaterialien zeigte, dass die höchste Zahl Thüringer Opfer aus Jena stammte, allein 60 kranke und behinderte Menschen wurden zwischen Herbst 1940 und Sommer 1941 im Rahmen der „Aktion T 4“ in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein vergast, einige wenige Menschen in anderen Tötungsanstalten. Eine Gedenktafel in den Rathausarkaden soll nun an diese Morde unter dem Vorwand der „Rassenhygiene“ erinnern, die die Nationalsozialisten „Euthanasie“ – aus dem Griechischen „der gute Tod“ – nannten, und den bisher eher vergessenen Opfern einen Erinnerungsort in Jena geben.

Als Zeitpunkt der Einweihung wurde Sonntag, der 1. September 2019 ausgewählt, da das Ermächtigungsschreiben Adolf Hitlers unter der Tarnbezeichnung „T4“ (für die Adresse Tiergartenstraße 4, wo die Berliner Zentrale untergebracht war) vom 1. September 1939 stammt. Es war der Tag, an dem der Zweite Weltkrieg begann. Der Beschluss brachte mindestens 300.000 kranken und behinderten Menschen den Tod.

80 Jahre nach dieser tödlichen Anweisung gedenkt die Stadt Jena als erste in Thüringen der Opfer, die wegen einer Krankheit oder Behinderung in den Tod geschickt wurden. Auf der Gedenktafel werden die Namen von 60 früheren Jenaer Mitbürgerinnen und Mitbürgern benannt. Die Enthüllung der Tafel wird musikalisch umrahmt vom Duo Matthias Hejlik (Cello) und Eva-Maria Weinreich (Klavier).





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