„Wir sind jeden Tag dankbar für dieses Wunder“: Heute ist Frühgeborenen-Fest am Universitätsklinikum Jena

29.08.15 • JEZT AKTUELL, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Wir sind jeden Tag dankbar für dieses Wunder“: Heute ist Frühgeborenen-Fest am Universitätsklinikum Jena

JEZT - Max Massinger feiert seinen zweiten Geburtstag - Bei seiner Geburt wog er nur 550 Gramm - Foto © Privat

Max Massinger feiert seinen zweiten Geburtstag. Bei seiner Geburt wog er nur 550 Gramm. – Foto © Privat

Soviel wie „zwei Stückchen Butter““, also knappe 550 Gramm, wog Max Massinger (Foto oben) bei seiner Geburt im August 2013 um kurz nach 8 Uhr im Universitätsklinikum Jena (UKJ). Max kam als Frühchen nach 23 Schwangerschaftswochen auf die Welt. Sein Start ins Leben war nicht einfach: Erste Operationen, Blutungen und intensive Untersuchungen. „Es war dramatisch“ blickt seine Mutter Tina Massinger auf diese Zeit zwischen Angst und Hoffnung. Heute geht Max in einen integrativen Kindergarten, fängt an zu laufen und zu sprechen. „Wir sind jeden Tag dankbar für dieses Wunder“, sagt die 38-jährige Krankenschwester aus Gera. Am 29. August fährt sie wieder mit Max in die Kinderklinik des UKJ und besucht Thüringens größtes Frühgeborenenfest.

Rund 250 Besucher erwartet das Team um Prof. Dr. Hans Proquitté, den Leiter der Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin an der Kinderklinik des UKJ. „Es ist schön, die Kinder und ihre Eltern wieder zu sehen und für viele Eltern ist es eine gute Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch“, blickt Prof. Proquitté auf das Fest unter dem Motto „Kleine Wunder“. Seit 2013 leitet er die Neonatologie am UKJ. In diesem Jahr zeichnet sich zudem ein Höchstwert ab bei den Kindern, die weniger als 1.500 Gramm bei ihrer Geburt wiegen: Waren es früher bis zu 50 sehr kleine Kinder pro Jahr, die am UKJ versorgt wurden, ist diese Zahl 2015 bereits im August erreicht.

In hochmodernen Inkubatoren, die die Bedingungen im Mutterleib imitieren sollen, müssen die Kleinsten zum Teil viele Wochen verbringen. Körperkontakt mit den Eltern ist dennoch möglich – sogar erwünscht. Es ist aber nicht nur medizinische und pflegerische Kompetenz, die wichtig ist, betont der Frühgeborenen-Experte: „Wir verfügen über eine Milchbank, in der gespendete Frauenmilch für die Frühgeborenen auf den Stationen aufbereitet wird. Muttermilch schützt die Kinder durch ihre Immunstoffe vor lebensbedrohlichen Infektionen und enthält Enzyme, die optimal der Darmflora des Babys angepasst sind. Dies spielt gerade bei Frühgeborenen eine wichtige Rolle, deren Magen-Darm-Trakt noch unreif und daher besonders anfällig für entzündliche Darmerkrankungen ist.“ Nur 13 der rund 200 Kinderkliniken in ganz Deutschland verfügen über ein solches Angebot. Dank der Unterstützung durch die Kinderhilfestiftung Jena e.V. kann bald eine neue Pasteurisierungsmaschine in Betrieb genommen werden.

JEZT - Nicole Huettenrauch wurde direkt eng in die Pflege ihres Sohnes Tony eingebunden, der Anfang Juni 2015 mit rd 590 Gramm zur Welt kam - Foto © UKJ Boettner

JEZT – Nicole Hüttenrauch wurde direkt eng in die Pflege ihres Sohnes Tony eingebunden, der Anfang Juni 2015 mit rd. 590 Gramm zur Welt kam. – Foto © UKJ Boettner

Kliniken verlegt werden können, sobald es medizinisch vertretbar ist: „Neben der Sorge um das Kind ist ein Klinikaufenthalt natürlich auch eine organisatorische Belastung für die Familien. Das kann so zumindest etwas reduziert werden.“ Anfang 2014 wurde das Perinatalzentrum des UKJ, bestehend aus der Neonatologie und der Geburtshilfe der Frauenklinik, offiziell zertifiziert: Damit waren das Experten des UKJ seinerzeit die erst vierte Klinik in Deutschland mit diesem Gütesiegel. Beim kleinen Max waren nach seiner Geburt mehrere Eingriffe nötig, vier Monate verbrachte er in der Kinderklinik des UKJ. „Mein Mann und ich haben natürlich viele bange Stunden erlebt. Aber wir konnten 24 Stunden am Tag jemanden in der Klinik erreichen. Täglich bin ich von Gera in die Klinik nach Jena gefahren, sofort war ein Arzt oder ein Schwester zu sprechen, die mir Auskunft geben konnten. Das hat mir viel geholfen“, so Tina Massinger heute.

Für Nicole Hüttenrauch ist gerade dieser Punkt wichtig. Ihr Sohn Tony kam Anfang Juni dieses Jahres mit rd. 590 Gramm zur Welt (Foto in der Mitte) : „Das Team der Klinik bindet mich eng in die Pflege von Tony ein. Sie zeigen mir, wie ich ihn wickeln und anheben kann. Das nimmt mir viele Ängste. Die Schwestern und Ärzte kümmern sich nicht nur um mein Kind, sondern auch um mich. Das bedeutet mir sehr viel. Wenn man auf solche Ärzte und Schwestern zählen kann, braucht man keine Engel“, so die 28-Jährige. Sie wohnt derzeit noch im Ronald-Mc-Donald-Haus in Jena, nur wenige Schritte von der Kinderklinik entfernt. Bis zu ihrem Heimatort wären es 90 Minuten Fahrt pro Strecke. So kann die junge Mutter täglich mehrmals bei ihrem Tony sein und ihn wachsen sehen – auf inzwischen fast 1400 Gramm.





Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

« »


JENAhoch2 | Omnichannel-Media für Stadt und Region