„Rolle rückwärts!“: Jenaer Regierungskoalition stoppt in letzter Sekunde den Ausbau der Angerkreuzung und will statt dessen einen vierspurigen Ausbau am Eisenbahndamm

22.04.17 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKeine Kommentare zu „Rolle rückwärts!“: Jenaer Regierungskoalition stoppt in letzter Sekunde den Ausbau der Angerkreuzung und will statt dessen einen vierspurigen Ausbau am Eisenbahndamm

Blick auf die Angerkreuzung und die Wiesenstraße – Bildquelle © Kartenportal der Stadt Jena

Sondersitzungen sind immer ein Novum und wenn sich der Stadtentwicklungsausschuss außer der Reihe trifft, dann muss etwas Großes in der Luft liegen. Und so war es dann auch am Donnerstag. Da stoppte die Jenaer Regierungskoalition von SPD, CDU und Bündnis-Grünen den zuvor mehrfach beschlossenen Ausbau der Wiesenstraße mit gleichzeitigem Ausbau der Angerkreuzung.

Sowohl im Ausschuss als auch im Stadtrat hatte man zuvor dem Projekt zugestimmt, das damit quasi im Auftrag von Rot-Schwarz-Grün und OB plus Stadtentwicklungsdezernent zig Tausende Euro an Planungskosten gekostet hatte, sich bereits in der Vergabe befand und für das Fördermittel zugesagt waren. Die Verärgerung der Verwaltung und des Kommunalservice Jena (KSJ) wegen der Umsonst-Planung versteht SPD-Verkehrsexperte Christian Gerlitz, der bereits einen Tag zuvor im Werkausschuss des KSJ die Notbremse zog und die Auftragsvergabe für den Ausbau der Angerkreuzung stoppte.

Der Ostthüringer Zeitung gegenüber sagt der SPD-Politiker, die aktuelle Planung sei 2011 als Kompromiss beschlossen worden. „Da hat man nicht geglaubt, dass die Osttangente politisch durchsetzbar ist. Ein Riesenbrocken, an den sich keiner rangetraut hat“, so Gerlitz im Zeitungsgespräch. Doch habe sich in den letzten Jahren Jenas Nord-Süd-Ausrichtung deutlich forciert: noch mehr Gewerbeansiedlung in Lobeda, Göschwitz, Maua, dazu die Ballung des Klinikums in Lobeda; noch mehr Wohnentwicklung insbesondere im Norden der Stadt. Dieser Entwicklung müsse jetzt Rechnung getragen werden; das habe die Koalition nun entschieden. Die Logik hinter der späten „Rolle rückwärts“ legten die Koalitionäre im Gespräch mit der OTZ ebenfalls dar: Hätte die Stadt die Angerkreuzung mit der neuen Rechtsabbiegespur nämlich ausbauen lassen, wäre für einen späteren angemessen vierspurigen Ausbau der Osttangente vieles, wenn nicht alles verbaut gewesen.

Fällt erst einmal flach: Der Ausbau der Wiesenstraße. – Bildquelle © Kartenportal der Stadt Jena

SPD-Mann Gerlitz und Heiko Knopf von Bündnis90/GRÜNE erklärten der Presse: Nicht nur, dass dann jegliche Randbebauung an der Angerkreuzung noch einmal erneuert werden müsste, auch würde dann womöglich eine Rückzahlung der Fördermittel fällig, die für den jetzt ausgebremsten Kreuzungsausbau gezahlt worden wären. Indessen sei für einen vierspurigen Osttangenten-Bau am Eisenbahndamm von der Fischergassen-Kreuzung bis zum Anger eine Finanzierung durch das Land durchaus in Sicht. Ganze 8 Millionen Euro Budget vom Land statt der jetzt veranschlagten 1,7 Millionen Euro allein für die Angerkreuzung versprach Christian Gerlitz in der Ostthüringer Zeitung.

Mit der Vier-Spuren-Aufweitung zwischen Fischergasse und Anger folge man im Übrigen auch dem Verkehrsentwicklungsplan von 2002, so Guntram Wothly von der CDU. Bis zum Baustart für eine neue Osttangente haben sich die Koalitionäre übrigens eine Wartezeit von etwa 22 Monaten ausgerechnet. Gute Nachricht am Rande für alle Autofahrer: Damit fällt die Vollsperrung der Angerkreuzumg im Sommer 2017 erst einmal weg.





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