„Bei fremdenfeindlichen Angriff mutig gehandelt“: Zum siebzehnten Mal wurde der „Jenaer Preis für Zivilcourage“ vergeben

18.06.18 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, RADIO JENA, START, UNSER JENAKommentare deaktiviert für „Bei fremdenfeindlichen Angriff mutig gehandelt“: Zum siebzehnten Mal wurde der „Jenaer Preis für Zivilcourage“ vergeben

OB Dr. Albrecht Schröter, Christian Grötsch, Nico Przeliorz. – Foto © Stadt Jena

Der „Jenaer Preis für Zivilcourage“ ist seit 17 Jahren eine feste Konstante in unserer Stadt, aber es geht hierbei mehr als um eine Auszeichnung. Der Preis soll das Thema Zivilcourage immer wieder in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit rücken, zum Nachdenken animieren, aber auch anregen, das eigene Handeln zu reflektieren. Jetzt wurde er wieder ausgelobt.

Aufstehen und Widersprechen, Hingehen und sich einmischen, Öffentlichkeit herstellen und Hilfe zu organisieren verlangen MUT, weil nicht selten die eigene Haltung einem mehrheitlichen Tolerieren oder sogar Zustimmen gegenübersteht. Negative soziale Konsequenzen und Reaktionen für die eigene Person, werden hinter dem Wunsch zu helfen gestellt. Genau das unterscheidet Zivilcourage von einer klassischen Erste-Hilfe–Leistung. Aber nicht nur die Menschen der Stadt sind jedes Jahr aufgerufen, sich selbst Gedanken zum Thema zu machen und Vorschläge zu Personen einzureichen, die ihrer Meinung nach zivilcouragiert gehandelt haben, auch die Wirtschaft in Jena bezieht Position. So stiftet jedes Jahr ein anderes Unternehmen den Preis.

Vor knapp einem Jahr wurde Stephanie Hiebsch Zeugin eines fremdenfeindlichen Übergriffs in Winzerla. Menschen gerieten in Streit, Parolen waren zu hören, Gegenstände, darunter Flaschen, wurden zu Wurfgeschossen. Hiebsch blieb damals nicht nur Zeugin des Geschehens, sie schritt ein, widersprach den aggressiven Tätern und verständigte die Polizei. Für ihr mutiges Handeln erhielt sie nun den „Jenaer Preis für Zivilcourage 2018“. Doch für sie selbst war ihr Handeln gar nicht einmal etwas Besonderes, wie sie sagte. „Ich erhalte einen Preis für ein Vorgehen, das für mich selbstverständlich ist“, erklärte die Preisträgerin. So zu handeln, wie sie es tat, solle für alle Menschen eine Normalität sein, so Hiebsch.

Zusammen mit dem Jenaer Preis für Zivilcourage wurde am Freitag ebenso der Charlotte-Figulla-Preis verliehen, ein thüringenweiter Schüler- und Jugendwettbewerb, der dieses Jahr viergeteilt wurde. Preisträger 1 ist die Klasse 10 a des Ernst-Abbe-Gymnasiums Jena für ihre Textsammlung „Gutmensch!“. Auch Laura Gieß aus Eisenach gewann den Figulla-Preis für ihre Radiosendung „Mach ma lauter“, die vom Wartburgradio als Bürgerradio ausgestrahlt worden war. Der Schülerrat des Leuchtenburg-Gymnasiums Kahla fertigte als dritter Preisträger eine Installation zum Thema Gutmensch an. Schließlich wurde eine Klasse der Karl-Volkmar-Stoyschule Jena als vierter Preisträger für ihre Zukunftszeitung „Gut Mensch!“ ausgezeichnet. Alle Figulla-Preisträger erhielten ein Preisgeld von jeweils 250 Euro.

Die feierliche Veranstaltung fand am Freitag im Jenaer Rathaus statt. Jenas scheidender Oberbürgermeister Albrecht Schröter lobte die Preisträger mit den Worten: „Jena hat eine starke Zivilgesellschaft. Und wer mit Zivilcourage handelt, ist ein Gutmensch und verdient Aufmerksamkeit.“ Beeindruckt von der Zivilcourage-Preisträgerin zeigte sich vor allem Christian Grötsch. Der Firmengründer der Digitalagentur Dotsource, die den Jenaer Zivilcouragepreis in diesem Jahr stiftete, sagte: „Als Unternehmer habe ich wirtschaftliches Interesse daran, dass Jena lebenswert bleibt und dafür müssen wir eine offene Gesellschaft gewährleisten.“





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