Immer mehr Patienten wenden sich an das Kinderwunschzentrum des UKJ: Nächster Infoabend ist bereits am morgigen Montag

04.08.19 • JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENAKommentare deaktiviert für Immer mehr Patienten wenden sich an das Kinderwunschzentrum des UKJ: Nächster Infoabend ist bereits am morgigen Montag

Zum interdisziplinären Team des Kinderwunschzentrums gehören neben Frauenärzten, Reproduktionsmedizinern, Hormonexperten und Biologen auch Humangenetiker, Urologen und Psychologen. – Foto: UKJ Szabó

(red + Content des UKJ/km) – Ein Wunschkind zu zeugen ist nicht immer nur die pure Lust. Geschlechtsverkehr streng nach Kalender, Hormonbehandlungen, künstliche Befruchtung – der Weg zum Nachwuchs kann für Paare steinig sein. Vor allem dann, wenn sie spät mit der Familienplanung beginnen. Dass dies in Deutschland immer häufiger der Fall ist, macht sich am Kinderwunsch- und Hormonzentrum am Universitätsklinikum Jena (UKJ) bemerkbar – am einzigen derartigen Zentrum an einem Krankenhaus und Poliklinik in Thüringen.

Das zur Klinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin gehörende Zentrum verzeichnet inzwischen mehr als 6.500 Patientenkonsultationen pro Jahr, Tendenz steigend. Anlaufstelle ist es nicht nur für gesunde Frauen, bei denen es mit dem Schwangerwerden nicht klappt. Es betreut auch Patientinnen, die an Endometriose – gutartigen, aber häufig schmerzhaften Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut – oder Gebärmuttermyomen leiden. „Beide Erkrankungen sind häufige körperliche Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit“, sagt Dr. Kristin Nicolaus, Oberärztin an der Frauenklinik. Andere Gründe können beispielsweise verschlossene Eileiter oder Störungen bei der Bildung von Eizellen sein.

Die hohe Qualität der angebotenen Behandlungen wurde nun erneut ausgezeichnet: in der aktuellen Ausgabe des unabhängigen Verbrauchermagazins „Guter Rat“ zählt Klinikdirektor Prof. Ingo Runnebaum zu den Top-Medizinern Deutschlands. Zum Team des Kinderwunschzentrums gehören neben Frauenärzten, Reproduktionsmedizinern, Hormonexperten und Biologen auch Humangenetiker, Urologen und Psychologen. Auch junge Krebspatientinnen, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen und vorher Eizellen oder Eierstockgewebe für spätere Schwangerschaften entnehmen lassen wollen, werden vom Zentrum gemeinsam mit gynäkologischen und internistischen Praxen betreut.

Dass die wachsende Patientinnenzahl vor allem etwas mit gesellschaftlichen Trends zu tun hat, zeigt sich am Alter der Frauen, die sich mit dem Gedanken einer künstlichen Befruchtung an das UKJ wenden. „Sie sind im Durchschnitt 34 Jahre alt“, so Dr. Ines Hoppe, Biologin und Leiterin des IVF-Labors für künstliche Befruchtungen im Kinderwunschzentrum. In diesem Alter habe die Qualität der weiblichen Eizellen schon abgenommen, es könne zu Zyklusstörungen kommen – keine idealen Voraussetzungen für eine natürliche Befruchtung. Auch die männlichen Samenzellen altern, ihre Zahl sinkt und die Beweglichkeit kann nachlassen. „Die Samenqualität wird auch durch Krankheiten, etwa einen Hodenhochstand im Kindesalter, oder durch Medikamente negativ beeinflusst“, so Dr. Hoppe.

„Ein Tabu wie noch vor Jahren ist die ungewollte Kinderlosigkeit heute zum Glück nicht mehr“, so Klinikdirektor Prof. Ingo Runnebaum. Paare gehen nach seinem Eindruck offener mit dem Thema um. Dennoch wenden sich Betroffene teilweise oft erst nach Jahren an das Kinderwunschzentrum. Dort werden sie zunächst beraten, zudem wird die Krankheitsgeschichte der Frauen und ihrer Partner gründlich erhoben. Sie kann bereits erste Hinweise auf mögliche körperliche Ursachen liefern. Zum weiteren diagnostischen Repertoire gehören ein ausführlicher Hormoncheck, eine Zyklusanalyse und eine gynäkologische Untersuchung. „Teilweise sind auch eine Gebärmutter- und Bauchspiegelung angezeigt, um bislang nicht erkannte Erkrankungen als Ursache festzustellen“, erklärt Kristin Nicolaus. Die Spermien werden im Labor ebenfalls untersucht. „Durch diese Voruntersuchungen versuchen wir abzuschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine spontane Schwangerschaft überhaupt ist und welche Methode sich für das Paar am besten eignet“, ergänzt Ines Hoppe.

Mitunter könne es schon helfen, den weiblichen Zyklus genau zu beobachten und das Heranreifen von Eizellen mit künstlichen Hormonen zu unterstützen. Funktioniert das auf Dauer nicht, können Spermien entweder direkt in die Gebärmutter injiziert werden, um dann ihren natürlichen Weg zur Eizelle zu nehmen, oder Ei- und Samenzelle werden künstlich im Glasschälchen vereinigt. Anschließend setzen die Mediziner den so entstandenen Embryo in einem weiteren Eingriff direkt in die Gebärmutter der Frau ein. In Deutschland dürfen höchstens drei im Labor befruchtete Eizellen als Embryonen in die Gebärmutter übertragen werden.

Ein gelungener Eingriff bedeutet allerdings keine Schwangerschaftsgarantie. „Die Erfolgsquote schwankt je nach Verfahren zwischen zehn und 30 Prozent, eine Erfolgsquote etwa wie bei vollständig gesunden Paaren“, so Hoppe. Problem sei die oft niedrige Qualität der Eizellen. „Wir können bei unerfülltem Kinderwunsch zwar nachhelfen, aber schlechte Eizellenqualität nicht verbessern.“ Zur Beratung der Paare vor einer Befruchtungsbehandlung gehöre deshalb auch die Aufklärung über mögliche Misserfolge – gerade angesichts oft übergroßer Erwartungen.

„Unsere Aufgabe ist es, den Weg zum Wunschkind abzukürzen. Dafür sollte man sich als Betroffene möglichst frühzeitig entscheiden“, sagt Prof. Runnebaum. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei bis zu drei Versuchen einen Anteil der Kosten. In Thüringen werden Paare darüber hinaus über die Stiftung „HandinHand“ anteilig unterstützt.





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