„Das Leben ist ein Selfie“ – Der gnadenlose Faktencheck von Jenareporterin Jane Napoli (Teil 9)

17.01.16 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, STARTKeine Kommentare zu „Das Leben ist ein Selfie“ – Der gnadenlose Faktencheck von Jenareporterin Jane Napoli (Teil 9)

JenaPRanger Symbolbild Buckelmanns Welt JEZT online Satire

Erinnern Sie sich noch an Buckelmann? JA, GENAU DER! Seine Geschichte setzt sich fort…

Es regnet leicht, als Buckelmann ohne Schirm aus seinem Haus tritt und „zur Arbeit“ läuft. Buckelmanns Arbeit besteht im Moment darin, einen Internet-Blog namens „The Netzeitung“ mit Leben zu erfüllen und seine Weisheiten über die „T.N.“ unter die Menschheit zu bringen. Mehrere Stamm-Kommentatoren hat er auch schon, als da seien „Ringelblume“, „Bürgerin“, „Der kleene Mester“, „“Nashorn“, „Notamused“, „Nachgefragt“ und „Nathias“, wobei sich hinter „Nashorn“, „Notamused“, „Nachgefragt“ und „Nathias“ kein Geringerer als Buckelmann selbst verbirgt, um dem müden Volk, dass seine literarischen Höchstleistungen einfach nicht zu kommentieren im Stande ist, ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Merke: Man muss eben nur viel auf die eigenen Artikel klicken und schon sieht das Ganze nicht mehr so trübe aus.

In letzter Zeit läuft Buckelmann öfters in die City zu den Terminen, zu denen ihn die Verwaltung nicht einlädt, obwohl sie dazu verdammt noch mal verpflichtet ist, denkt er sich und läuft, denn ein Auto kann er sich nicht leisten und sein Fahrrad wartet immer noch darauf, dass Buckelmann ihm eine neue Kette schenkt. Auch an den Nahverkehr verschwendet er heute keinen Gedanken mehr, seit dem „diese Schweine“ ihm für eine Kurzstrecke, für die er im Grund überhaupt gar keine Fahrkarte zu kaufen bräuchte (jedenfalls, wenn alles mit rechten Dingen zugehen würde – ganz so, wie er es in seinem Artikel „NahFAIRkehr“ beschrieben hatte), satte 60 Euro Strafe aufgebrummt hatten. „Diese Schweine“, denkt Buckelmann nochmals. Wie oft bin ich schon ohne Fahrschein gefahren und kaum, dass der „NahFAIRkehr“-Artikel erschienen ist, fischen sie MICH aus der Straßenbahn und sonst niemanden. Solche Zufälle gibt es nicht, denkt Buckelmann, während er in die Stadt läuft.

Keinen Schirm mitzunehmen ist kein Beinbruch, denkt Buckelmann, während er Richtung Bahnunterführung geht, schließlich haben schon die Höhlenmenschen keinen Schirm gehabt und trotzdem ist aus ihnen die ganze Menschheit hervorgegangen. Als Buckelmann die Bahnunterführung erreicht, regnet es schon heftiger. Man kann das daran erkennen, dass unter der Unterführung einige Menschen das Ende des Regenschauers abwarten. Wartet ruhig, denkt sich Buckelmann, dieser Regen wird so schnell nicht enden. Bis der aufhört, bin ich schon lange „auf Arbeit“ und er schaut dabei auf seine Uhr.

Buckelmann stutzt, denn seine Uhr ist verschwunden. Gerade vorhin lag sie doch auf der Ablage neben dem Waschbecken und jetzt schon ist sie nicht an seinem Arm. An Stelle der Uhr ziert ein blasser Streifen die ansonsten leicht gebräunte Haut. Buckelmann wäre aber nicht Buckelmann, wenn das für ihn ein wirkliches Problem wäre. Er stoppt kurz unter einer Linde um den Regenschauer zu unterbinden, öffnet seine Umhängetasche, kramt aus dem vordersten Fach eine Armbanduhr mit braunen Armband heraus, die er schon seit Wochen zum Batteriewechsel bringen wollte, und zieht sie an. Die Uhrzeit, bei der die Armbanduhr einst stehen geblieben war, ist kein Problem. Mit Uhr sieht sein Arm gleich viel besser aus und bis zum Beginn des Sozialausschusses hat Buckelmann noch genügend Zeit um pünktlich ins Stadthaus  zu kommen.

Dort angekommen begrüßt ihn auch gleich Dr. Barbara Broiler von den Piraten, mit der er gestern erst einen Artikel der „T.N.“ abgesprochen hat, denn die von ihm alleine geführte Redaktion soll ja in Kürze zur Keule gegen die Stadtobern werden. Mit einem geseufzten „Blödesch Wetter“ versucht Frau Broiler mit ihm zu konversieren. „Tja“, sagt Buckelmann, auf dessen Hemd und Hose langsam die Regenflecken trocknen. „Was soll man machen. Es ist kein Sommer mehr,  es regnet, es ist kalt und schon ziemlich dunkel, obwohl es schon…“ Buckelmann schaut auf seine Uhr „… noch viel zu früh dafür ist.“ Frau Broiler antwortet ihm mit einem nachdenklichen  „Ja, ja“ und noch mal „Blödesch Wetter“ und dann fragt sie Buckelmann: „Wie schpät haben wir esch denn.“

Damit hatte Buckelmann nun überhaupt nicht gerechnet. Er murmelt etwas von „Uhr“ und „eben ging sie doch noch“ , schob das dann auf die Erdwärme, die durch unflätiges Fracking entweicht, auf Elektrosmog und die NSA, denkt aber in Wirklichkeit: man ist nur ein halber Mensch, wenn man keine Uhr hat. Und mit Halbheiten hält sich einer wie Buckelmann nicht auf.

[…und diese Geschichte setzt sich weiter fort…]

Eure Jane





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