„Das Leben ist ein Selfie“ – Der gnadenlose Faktencheck von Jenareporterin Jane Napoli (Teil 10)

31.01.16 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, STARTKeine Kommentare zu „Das Leben ist ein Selfie“ – Der gnadenlose Faktencheck von Jenareporterin Jane Napoli (Teil 10)

JenaPRanger Symbolbild Buckelmanns Welt JEZT online Satire

Erinnern Sie sich noch an Buckelmann, genannt „Buck“? JA, GENAU DER! Seine Geschichte setzt sich fort…

„ПОСЛЕ НАС ХОТЬ ТРАВА НЕ РАСТИ“ / „Nach uns mag kein Gras mehr wachsen.“
[Russisches Sprichwort]

Keine Frage, Spams sind lästig. Menschen mit E-Mails noch und noch und noch zuschütten, das machte Buckelmann für sein Leben gern. Angefangen hatte das, als er eine neue Internetdomain für sich entdeckte: www.homepageteller.nl. Was auf dem Homepageteller so alles serviert, was auf ihm alles angerichtet werden konnte, das weckte sofort Buckelmanns natürlichen Spieltrieb, der durch die nette Aufforderung „lecker download hem nu“ auch seinen Heißhunger auf das Neue entfachte. Vor allem wollte Buckelmann damit versuchen, die Möglichkeiten der ‚WayBackMachine / WBM‘ von www.archive.org mit dem Homepageteller zu koppeln.

Anfangs sah sich Buckelmann auf der „WBM“ die Uralt-Seiten www.whitehouse.gov an, deren Ursprünge im gemeinnützigen Datenspeicher (an dem die NSA keine einzige Aktie besitzt, wie sie oft betont – aber es ist ja schließlich auch kein Aktiengesellschaft und damit hat die NSA hier auch noch nicht einmal gelogen) beim 27. Dezember 1996 lagen. Aber die WBM ist ja groß, hat insgessamt vier Rechenzentren und auf ihrem Spiegelserver in der ägyptischen Digital-Bibliotheca in Alexandrina befinden sich Daten in einer Größe von 18,5 PetaBytes. Buckelmann schaute nach und erfuhr, dass dies 18.500.000.000.000.000 Bytes sind.

„Sei’s drum!“, dachte er sich und gab den zwölf Affen Zucker, tippte „public enemy“ ein und erhielt hierauf 38 Antworten; eine gefiel ihm besonders. Sie lautete: „Ich bin im Laden“ (mailadress: obl @ torawabora.com). Spontan entschied sich Buckelmann dem guten Mann zu antworten. Dazu musste aber zuerst eine möglichst unauffällige E-Mail-Adresse her. Genau, dachte er: Unauffällig und nichtssagend, aber trotzdem überzeugend. Buckelmann, der schon oft mit verdeckten Mailadressen gearbeitet hatte, um davon abzulenken, dass 2/3tel der Kommentare der „Netzeitung“ von ihm selbst stammten, wählte dieses Mal eine Mailadresse des größten Bürokomplexes der USA aus, dem World Trade Center.

Die Adresse zu bekommen war dabei einfach genug. Die Seiten des WTC in der WBM reichten bis zum 6. Dezember 1998 zurück. „You can instantly obtain a memorable e-mail address@ worldtradecenter.com for only US$4 month … regardless of which Internet provider you use.“ Na denn, dachte sich Buckelmann und klickte auf die Taste „Here’s how!“ und es ging schneller als schnell. „It’s fast and easy to get a worldtradecenter.com e-mail alias, but first you have to pay US$48.“ Unser Held zahlte via Mastercard und durfte nur Minuten später seine E-Mailadresse selbst wählen. Buck wählte ganz unbescheiden die Mailadresse cia @ worldtradecenter.com und eine Stunde später – das war extrem schnell, gerechnet auf die jahrzehnte alte Webgeschwindigkeit und die Zeitdilatation – kam die Registrierungsbestätigung bei ihm an. Da hatte Buckelmann den Text für seine erste CIA-Mail bereits in seinem Kopf entworfen: „Ich glaube, ich spinne. Du bist wirklich im Laden?“ Also tippte er „I think I spider. You are really im Laden?“ in seinen Computer und sendete dies an obl @ torawabora.com.

Natürlich hatten ihm enge Wegstreckengefährten immer wieder geraten – hauptsächlich, wenn er für seine „Netzeitung“ Dinge in die Welt posaute, die diese nun wirklich nicht brauchte – er solle lieber einmal eine Nacht über die Artikel und Texte schlafen, bevor er sie, nachdem der Alkohol seine Wirkung verloren hatte, per Mausklick auf die Welt losließ. Aber dieses Mal hatte das Schlafen nach dem Absenden sogar etwas Gutes. Als Buck aufwachte, hatte ihn über Nacht aus dem DeepWeb eine Antwort erreicht und die war ebenso eindeutig und unmissverständlich: „Get out of this line.“ – Buckelmann verbat sich aber derartige Belehrungen und schrieb, über dem Hompagetellerrand schielend, via „WayBackMachine“ eine weitere Mail zurück an die bekannte Adresse: „Du kriegst schwer Ärger, weil wir schwer auf Draht sind.“ / „You are getting heavy trouble, because we are heavy on wire.“

Dies waren – ohne dass Buckelmann es ahnte – elf Worte, die die Welt verändern sollten, denn obl @ torawabora.com antwortete mit nur einem Satz: „Adjust the START and END dates to limit yoa life to a specific timeframe.“ – Das wiederum machte ihm nun zum ersten Mal wirklich Angst und er schrieb ein nettes „NO. Nein. You’re welcome!“ zurück und brach den Kontakt sofort ab.

Noch Wochen später rätselte man in Afghanistan über die Bedeutung der elf Worte und des Schlußwortes „NO. Nein. You’re welcome!“. Das „NO“ stand, davon war am Ende alle in der Felsenfestung felsenfest überzeugt, für „New Order“, also einen neuen Befehl. Nur das „Nein“ schien ein Schreibfehler gewesen zu sein, denn offensichtlich hatte der unbekannte Informant beim CIA „Nine“ schreiben wollen. Sheik Omar wollte aus „Nein“ die Zahl 99 herauslesen, umgedreht 66, also eine Teufelszahl. Der Chef im Laden namens OBL aber entschied anders. „Sie haben uns Auftrag, Datum und Ort für den Kampf genannt: New Order = Nine Eleven @ WTC“, sagte er. Alle sahen sich schweigend an, bevor einer „Allahu akbar“ rief, alle mit einstimmten … und so geschah es.

Buckelmann hatte derweil Spaß an einem russischen Spamprogramm gefunden, das im DeepWeb unter dem Namen ‚Putins Pudding‘ kursierte. Ein Schneeballsystem sorgte in der Folge dafür, dass Spuren im WWW langsam aber sicher verwischt werden konnten und dies war genau das Programm, das Buck nun brauchte. Es gelang ihm sogar die Zahlung für seine E-Mailadresse wieder zurückzubuchen, weshalb die verräterische Mailadresse daraufhin sofort gelöscht wurde. Übrigens genau in dem Moment, als sich OBL dazu entschieden hatte, den Ungläubigen auf der anderen Seite des Erdballs noch eine letzte Chance zu geben. „This is yoa last chance.“ schrieb er ihnen, „I stop the destruction, if yoa excuse yoaself immediately.“ Eine letzte Warnung an cia @ worldtradecenter.com, die freilich niemals ankam.

Erschöpft aber glücklich befriedigt über den Unsinn, den er heute wieder einmal hatte anrichten können, legte sich Buckelmann zu Bett und ahnte dabei nicht, dass sich genau in diesem Moment Millionen und Abermillionen von E-Mailbriefkästen langsam aber sicher mit Kopien seiner letzten Post an OBL zu füllen begannen. Der Kreml zeigte sich absolut schockiert, weil ein unbekannter Absender unter dem Namen ‚Putins Pudding‘ in russisch „ВСЯКОМУ ТЕРПЕНИЮ БЫВАЕТ“ an OBL von der Al-Quaida geschrieben hatte, übersetzt: „Jede Geduld hat ein Ende“ und dass diese Botschaft ihren Weg rund um die Erde machte.

Vier Monate später erklärte Osama Bin Laden den USA den Krieg, weil er in seinem Netzpostfach obl @ torawabora.com außer Putins CIA-Nachricht, die offensichtlich ein plumpe Fäschung des CIA darstellte, nur noch eine einzige weitere Mail vorgefunden hatte; es war eine Nachricht vom Mailer-Daemon gewesen: „CIA successfully removed from the distribution list.“

Das reichte OBL als Antwort. Keine Frage: Die Amerikaner hatte ihn kalt abserviert. Während CIA, NATO, der Warschauer Pakt, OECD, die OPEC und der Kreml immer noch damit beschäftigt waren, ihre eigenen Postfächer zu säubern, flogen Anfang September 2001 zwei Flugzeuge nacheinander den Hudson River entlang. Kurz zuvor war es den Betreibern des WTC gelungen, Buckelmann als Urheber der Spamwelle im Auftrag des WTC ausfindig gemacht und sie wollten jetzt unverzüglich versierte Rechtsanwälte damit betrauen, ihn für den angerichteten Imageschaden verantwortlich zu machen. Schadensersatzsumme 18,5 Milliarden amerikanische Dollar.

„Der Kerl ist erledigt. Und zwar sowas von…“, verkündete der Sicherheitschef des WTC in dessen 88. Stock seinen Mitarbeitern triumphierend und wählte die Nummer seines Kontaktmanns beim CIA. In eben diesem Moment war unser Held „Buck“ Buckelmann ohne dies zu wissen tatsächlich erledigt und ihm drohten 130 Jahre verschärfter Arrest auf Guantanamo, falls er die Sache überleben sollte. Einen winzigen Moment später aber heulten vor dem WTC die Turbinen eines Flugzeugs auf und mit einem Mal sah die Welt für Buckelmann schon wieder völlig anders aus.

[…und diese Geschichte setzt sich weiter fort…]

Eure Jane





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