Ein Armenischer Khachkar (Kreuzstein) erinnert an der Camsdorfer Brücke in Jena an das Schicksal der 1,5 Millionen Opfer des Völkermordes durch die Osmanen

26.04.16 • JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, STARTKeine Kommentare zu Ein Armenischer Khachkar (Kreuzstein) erinnert an der Camsdorfer Brücke in Jena an das Schicksal der 1,5 Millionen Opfer des Völkermordes durch die Osmanen

JEZT - Khachkar Kreizsteineinweihung in Jena - Symbolbild © MediaPool jena

(JEZT / BARBARA GLASSER) – Seit gut einer Woche erinnert ein armenischer Kreuzstein (Khachkar) auf der Grünfläche am Saaleufer vor der Camsdorfer Brücke an das Schicksal der 1,5 Millionen Opfer des Völkermordes an den Armeniern durch die Osmanen 1915 sowie an die ermordeten christlichen Aramäer, Assyrer und kleinasiatischen Griechen während des Ersten Weltkrieges.

Den Stein stiftete der in Deutschland lebende griechisch-armenische Unternehmer Paul Guloglou. Dem Stifter geht es nicht nur um Erinnerung. Es geht auch um die Anerkennung des Völkermordes durch den Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches, der heutigen Türkei. Dies ist bis heute nicht geschehen, genauso wenig wie die offizielle Anerkennung durch Deutschland. Die Stadt hatte das Ansinnen des Stifters von Anfang an befürwortet und unterstützt. Oberbürgermeister Albrecht Schröter verwies dabei auf die Mitschuld des Deutschen Reiches, welches als Verbündeter der Osmanen im Ersten Weltkrieg den Völkermord billigend in Kauf nahm. Er zeigte deshalb nicht in erster Linie auf die Türkei, sondern auf Deutschland und sah als Motivation für die Kreuzsteinsetzung vorrangig das Gedenken im Sinne von Versöhnung.

Der übermannshohe Stein aus rotem Naturstein wurde von einem armenischen Bildhauer angefertigt und ist ein Unikat. Die Tradition der Khachkare reicht bis in die frühchristliche Zeit hinein. Sie symbolisieren christliche Werte wie Menschlichkeit und Liebe und sind mit ihren filigran gearbeiteten christlichen Symbolen gleichzeitig hochwertige Kunstwerke. Wie wichtig den Jenaern das Ansinnen von Stifter und Stadt ist, zeigte die hohe Resonanz am Einweihungstag. Trotz ständigem Nieselregen und kalten Temperaturen waren weit über 100 Gäste gekommen und verfolgten die zweistündige, teilweise hoch emotionale Veranstaltung mit Konzertbeiträgen, Festreden, Gesang und Moderation. Höhepunkt bildete die halbstündige religiöse Weihe des Steins durch den Kölner Erzbischof Karekin Bekdjian.

Die Einweihung am vorletzten Sonntag, dem 16. April 2016, wurde einen Tag vorher in der Jenaer Rathausdiele mit einer abendlichen Festlesung zum Thema „Die ermordeten Dichter“ mit deutschen und armenischen Textbeiträgen eingeleitet.





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