Flüchtlingstragödie in Schmölln: Wurde aus dem Ruf „Sprungtuch“ eine „Spring doch…“-Wahrnehmung?

27.10.16 • AUS DER REGION, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, STARTKeine Kommentare zu Flüchtlingstragödie in Schmölln: Wurde aus dem Ruf „Sprungtuch“ eine „Spring doch…“-Wahrnehmung?

JEZT - Thueringen Radar - Grafik © MediaPool Jena

Radio Jena Newscontainer Logo 230Mit dem Dialekt ist es so eine Sache und mit dem, was der Mensch hören will, dass es gesagt worden sei, eine andere. Vor einigen Tagen gab es in Schmölln eine unbeschreibliche Tragödie: Im Plattenbaugebiet „Heimstätte“ stürzte sich ein 15-jähriger psychisch kranker Somalier aus einem Fenster eines Fünfgeschossers in den Tod.

Rund eine Stunde versuchten sowohl die Rettungskräfte als auch seine Betreuer vergeblich auf den auf dem Fensterbrett sitzenden Jugendlichen einzureden und diesen von seinem Vorhaben abzubringen. Unfassbar schändlich: Wie der MDR berichtete verfolgte eine ganze Reihe von Schaulustigen die Tragödie und einige von diesen Menschen ermunterten den Somalier mit Rufen wie „Spring doch“ dazu, in die Tiefe zu springen. Auch Thüringens Ministerpräsident Ramelow hatte auf Twitter hierüber berichtet. Zum genauen Hergang der Tragödie und den Rufen mit der Aufforderung „Spring doch“ hatte die Staatsanwaltschaft Gera die Ermittlungen übernommen, die aber bisher zu keinem endgültigen Ergebnis führten, wie sie nun mitteilte.

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Nach den bisherigen Ermittlungen und umfangreichen Befragungen gebe es „keinerlei belegbare Hinweise“ für solch eine Aufforderung, sagte ein Sprecher. Geprüft werde derzeit, ob die mehrfachen „Sprungtuch“-Rufe eines Nachbarn  zu Missverständnissen oder Fehlinterpretationen geführt hätten. Der Sprecher berief sich dabei auf Beamte, die an dem Einsatz beteiligt waren, und auf befragte Augenzeugen. Diejenigen Personen, die anfangs gesagt hätten, dass sie Rufe wie „Spring doch“ wahrnahmen, hätten dies in der Zeugenbefragung „nicht mehr deutlich verifizieren“ können, so der Sprecher und er fügte an, dass die aktuellen Ermittlungsergebnisse in der Tat darauf hindeuteten, dass die Rufe des Nachbarn, der den jungen Mann möglicherweise lediglich habe auffordern wollten, in das ausgebreitete Sprungtuch der Feuerwehr zu springen, sich als „Selbstläufer“ verbreitet hätten.


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