„Was sind „Fake News?“ – Teil 2: Erfundene Nachrichten nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“

26.03.17 • AUS DER REGION, INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, POLITIK & URBANES LEBEN, START, UNSER JENA, UNSER JENA & DIE REGIONKeine Kommentare zu „Was sind „Fake News?“ – Teil 2: Erfundene Nachrichten nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“

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jezt-aktion-no-fake-news-bannerIn der Bundesregierung befürchtet man, dass der Bundestagswahlkampf im Herbst dieses Jahres durch die gezielte Verbreitung von Fake News in den sozialen Netzwerken beeinflusst werden könnte [LESEN SIE HIER TEIL 1 UNSERER SERIE].

Um es noch einmal klar zu sagen: Fake News sind allein die Nachrichten, die absichtlich erfunden und/oder verbreitet werden, um Dritte bloßzustellen, zu verleumden, in ihrer Ehre zu verletzen. Eine Nachricht, die aus Versehen in Details unrichtig verbreitet wurde und nach Erkennen des Fehlers korrigiert wird, z.B. „Am Donnerstag besucht uns der Bundespräsident…“, die nach der Feststellung, dass er de facto erst freitags kommt, nachträglich geändert wurde, fällt nicht unter den Begriff der Fake News sondern eher in die Rubrik „bedauerliches Versehen“.

US Präsident Donald Trump führt ja derzeit einen Krieg gegen die Realität und der ganzen Welt vor, wie Fake News funktionieren. Er schnappt irgend etwas auf, überprüft es nicht, wenn es aus „friendly sources“ (also „befreundeten Quellen“) stammt, und – egal wie abenteuerlich Zusammenhänge auch immer konstruiert wurden – er twittert es in die Welt hinaus, ohne den nötigen Respekt vor der Öffentlichkeit und Anstand gegenüber seinem Amt. Auch wenn er es bis heute nicht beweisen konnte, twitterte er über US-Ex-Präsident Obama: „Schrecklich! Habe gerade herausgefunden, dass Obama ‚meine Leitungen‘ im Trump Tower kurz vor dem Sieg abgehört hat. Wie tief ist Präsident Obama während des sehr heiligen Wahlprozesses gesunken, das ist Nixon-Watergate. Ein schlechter (oder kranker) Kerl!“ – Im Original: „Terrible! Just found out that Obama had my ‘wires tapped’ in Trump Tower just before the victory. How low has President Obama gone during the very sacred election process. This is Nixon-Watergate. Bad (or sick) guy!“

The President of the United States – Grafik von John Burgess

„The President of the United States“ – Grafik von John Burgess

Seine Fans sogen diese völlig aus der Luft gegriffenen Behauptungen gierig auf und brachten nach den ersten Dementis durch FBI und Obamas Vertrauten ihr, mittlerweile inflationär gebrauchtes, ironisches Totschlag-Argument: „Alles klar, mal wieder hat niemand mit irgendetwas zu tun.“ Der amtierende US-Präsident selbst schürte das Feuer weiter, in dem er seinen Sprecher erklären ließ, mit „abhören“ habe Donald Trump in Wirklichkeit gar nicht „abhören“ gemeint und Ex-Präsident Obama sei von Trump niemals persönlich des Abhörens bezichtigt worden. Ist zwar das völlige Gegenteil vom dem, was auf Twitter zu lesen (und von Trump ursprünglich gemeint) war, sollte aber wohl die Legende schüren, dass der Präsident eben immer recht hat – jedenfalls aus seiner Sicht.

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Kurzem Trump besuchte, wagte Kristina Dunz, eine Reporterin der Nachrichtenagentur dpa, eine – aus Sicht von Donald Trump – Majestätbeleidigung, als sie es wagte zu fragen, wieso er sich so sehr vor pluralistischer Berichterstattung fürchte. „Das ist eine nette, freundliche Reporterin“, sagte der Präsident. „Ich weiß nicht, welche Zeitung Sie lesen. Aber das ist mal wieder ein Beispiel für Fake News.“ Den Ausdruck der Fake News gebraucht er ebenso, als Merkel bereits auf dem Rückflug war. Trump twitterte (wohl für den Fall, dass es nicht ganz so Positives über ihn und den US-Besuch der Kanzlerin zu lesen geben würde): „Despite what you have heard from the FAKE NEWS, I had a GREAT meeting with German Chancellor Angela Merkel. Nevertheless, Germany owes vast sums of money to NATO…“ – In Deutsch: „Trotz allem, was Sie von den FAKE NEWS gehört haben, hatte ich ein GROSSES Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Trotzdem schuldet Deutschland riesige Summen Geld an die NATO…Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen widersprach kurz darauf dem US-Präsidenten und erklärte: „Es gibt kein Schuldenkonto in der Nato.“

Daniel Lehmann, Allgemeine Redaktion





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