»THÜRINGEN VOR 15 JAHREN« – Am 26.04.2002 wurden am Gutenberg Gymnasium in Erfurt 16 Menschen innerhalb weniger Minuten getötet

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Homepage des Gutenberg Gymnasiums Erfurt im April 2017 – Abbildung © Gutenberg Gymnasium Erfurt

Radio Jena Newsrückblick LogoKönnen Sie sich noch daran erinnern, was heute auf den Tag genau vor 15 Jahren bundesweit und damit auch in Jena ein Thema war? Wenn nicht, dann helfen Ihren Gedanken ein wenig auf die Sprünge. Damals berichteten wir im lokalen Hörfunkprogramm Radio Jena über die unfassbare Bluttat von Erfurt. Ein ehemaliger Schüler des Gutenberg Gymnasiums erschoss während eines Amoklaufs zwölf Lehrkräfte, eine Sekretärin, zwei Schüler sowie einen Polizisten und tötete sich anschließend selbst. Dies ist der später von den Ermittlern rekonstruierte Ablauf:

Am Morgen des 26.04.2002 verabschiedet sich der spätere Amokschütze Robert Steinhäuser von seinen Eltern mit der Lüge, er gehe zur Abiturprüfung. Gegen 10.45 Uhr betritt der 19-Jährige seine ehemalige Schule und erkundigt sich beim Hausmeister nach der Direktorin. Nach der Auskunft, diese sei nicht zu sprechen, geht Steinhäuser in die Toilette im Erdgeschoss, vermummt sich dort schwarz und nimmt eine Pistole und eine Pumpgun (die er wegen eines Defekts jedoch später nicht benutzen kann). In der Toilette selbst hinterlässt er mehrere hundert Schuss Munition – vielleicht um sie später noch zu nutzen. Kurz vor 11.00 Uhr begibt sich Robert Steinhäuser zum Sekretariat des Gutenberg-Gymnasiums und tötet dort die stellvertretende Schulleiterin und eine Sekretärin durch Schüsse aus seiner Pistole. Bis gegen 11.07 Uhr tötet er auf seinem Weg durch das Gymnasium elf Lehrer, und feuert vor einem Klassenzimmer durch eine geschlossene Tür, wonach ein Mädchen und ein Junge an ihren Verletzungen sterben.

Währenddessen erreicht die vom Hausmeister gerufene Polizei das Gutenberg Gymnasium. Um 11.08 Uhr geht der 19-jährige Amokschütze auf dem Schulhof und schießt. Ein Polizist gibt einen Schuss auf Robert Steinhäuser ab, der den Täter jedoch verfehlt. Dieser sucht Schutz an einem Treppenaufgang, zielt daraufhin auf einen 41 Jahre alten Polizeibeamten, der den Schulhof überquert und verletzt diesen gegen 11.09 Uhr tödlich. Auf seinem weiteren Weg durch die Schule sprechen zwei Arbeiter, die Bodenbeläge verlegen, Steinhäuser an und fragen, ob die Schüsse ein Abiturienten-Scherz seien. Der Täter antwortet, er sei von der Schule verwiesen worden und wolle sich am Tag der Abiturprüfungen dafür rächen – die beiden flüchten. Kurz darauf trifft Steinhäuser auf einen Lehrer, der ihn in einem leeren Raum schubst und ihn einschließt. Der Versuch des Amokschützen, mit der Punpgun zu schießen, scheitert. Polizisten hören gegen 11.20 Uhr ein schussähnliches Geräusch aus dem Raum: Robert Steinhäuser hat sich selbst gerichtet. Die Obduktion ergibt später, dass sich der Täter erschossen hat. Noch ist unklar ob es sich bei ihm um einen Einzeltäter gehandelt hat.

Gegen 11.30 Uhr entscheidet die Polizei, dass eine Notärztin und ein Sanitäter mit Schutzwesten ausgerüstet die Schule betreten sollen. Diese finden sofort drei Leichen. Um 11.35 Uhr treffen Spezialeinsatzkräfte der Polizei ein und betreten das Gutenberg Gymnasium. SEK-Polizisten öffnen um 13.00 Uhr die Tür zum Raum, in dem sich die Leiche des Schützen befindet; der Hausmeister identifiziert Steinhäuser. Danach werden die ersten Schüler und Lehrkräfte des Gymnasiums, die sich zwischenzeitlich in ihren Klassenräumen verschanzt hatten, evakuiert. 90 Minuten später schließt das SEK die Durchsuchung der Schule ab, ohne einen zweiten Täter zu finden. Gegen 15.30 Uhr werden die letzten Schüler und Lehrer von der Spezialeinheit aus der Schule gebracht. Zu diesem Zeitpunkt liegen immer noch alle ermordeten Lehrkräfte, die Schülerin, der Schüler und die Sekretärin im Gebäude. Die Getöteten sind:

Heidrun Baumbach (Lehrerin), Monika Burghardt (Lehrerin), Dr. Birgit Dettke (Lehrerin), Yvonne-Sophia Fulsche-Baer (Lehrerin), Andreas Gorski (Polizeihauptwachtmeister), Rosemarie Hanja (Lehrerin), Susann Hartung (Schülerin), Gabriele Klement (Lehrerin), Hans Lippe (Lehrer), Ronny Möckel (Schüler), Carla Pott (Referendarin), Helmut Schwarzer (Lehrer), Hans-Joachim Schwertfeger (Lehrer), Anneliese Schwertner (Schulsekretärin), Heidemarie Sicker (Lehrerin) und Peter Wolff (Lehrer).





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