„Die Saturn-Passagen können beginnen“: NASA Raumsonde Cassini schwebt ab heute insgesamt 22 Mal durch die Lücke zwischen dem Gasriesen und seinen Ringen

27.04.17 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Die Saturn-Passagen können beginnen“: NASA Raumsonde Cassini schwebt ab heute insgesamt 22 Mal durch die Lücke zwischen dem Gasriesen und seinen Ringen

Zwei Saturnmonde und die Ringe des Gasriesen – Foto © NASA JPL-Caltech Team Cassini

(JEZT / BERNHARD DOEPFER) – Wenn Gasriese Jupiter mit seinen rund 143.000 Kilometern Durchmesser der König unseres Sonnensystems ist, dann gebührt dem Saturn nicht nur wegen seiner spektakulären Ringe (die der italienische Astronom und Universalgelehrte Galileo Galilei 1610 entdeckte) der Rang des Prinzen – soweit die Vorgeschichte.

Was die NASA Raumsonde Cassini heute am Saturn und um den Saturn herum beginnt, ist zugleich kühn und wissenschaftlich einmalig. „Noch nie ist ein Raumschiff durch diese einzigartige Planetenregion geflogen, die wir insgesamt 22 mal durchqueren wollen“, sagte NASA-Manager Thomas Zurbuchen und berichtet, was sich die Wissenschaft von Cassinis knapp zwei Dutzend Umkreisungsmanövern erwarten. „Wir denken, dass dies unser Verständnis davon verbessern wird, wie sich die gigantische Planeten und Planetensysteme formiert haben und entstanden sind. Das ist wirklich Entdeckung ‚in action‘ bis zum Schluss der Mission“, so Zurbuchen.

Die Ringe des Saturn (= lichtverstärkte Aufnahme) mit dem Schatten des Planeten – Foto © NASA JPL-Caltech Team Cassini

Rund 2.400 Kilometer Entfernung liegen zwischen der obersten Atmosphäre des Gasplaneten Saturn und seinen Ringen und genau durch diese Lücke soll Cassini ab heute 22 mal schweben. Man erwartet auf Seiten der NASA, dass dieser Bereich frei von Partikeln ist, die groß genug wären, um die Raumsonde nachhaltig zu beschädigen. jedoch sei man vorsichtig und benutze bei der ersten Durchquerung, die für heute Mittag vorgesehen ist, Cassinis große Antenne quasi als Schutzschild. NASA-Manager Earl Maize: „Da gibt es definitiv einiges Unbekanntes zu entdecken. Natürlich besteht immer das Risiko, die Sonde zu verlieren, aber schließlich ist das, was wir nun wagen genau einer der Art Forschungen, wie wir zum Ende einer Mission machen.“

Falschfarbenaufnahme des Titan und seiner verschleierten Wolken beim nahen Vorbeiflug von Cassini am 21.04.2017 – Foto © NASA JPP-Caltech Team Cassini

Und so soll die weitere Mission ablaufen: Vor einer knappen Woche flog Cassini noch einmal sehr nahe am Saturn-Mond Titan vorbei, um durch dessen Anziehungskraft die Umlaufbahn von Cassini derart zu verändern, dass die Raumsonde in die Lücke zwischen Saturn und seinen Ringen hineingelenkt wurde. Bei der heutigen und jeder weiteren Durchquerung soll Cassini die Struktur des Saturns und der verschiedenen Ringbereiche näher untersuchen, Proben der Atmosphäre des Saturns sowie von Ring-Partikeln analysieren und vor allem spektakuläre Nahaufnahmen machen.

Wenn die Sonde durchhält, ist es, so die NASA, am 15.09.2017 an der Zeit, Abschied von Cassini zu nehmen. Dann soll sich die am 15.09.1997 als „Cassini-Huygens“ von der Erde aus gestartete und mehr als 12 Tonnen schwere Sonde, exakt 20 Jahre nach ihrem Start, kontrolliert in den Saturn fallen lassen und hierbei bis zum Systemausfall, wegen des extrem hohen Drucks der Planetenatmosphäre auch noch Daten zur Erde senden. Dies werden dann aber keine Bilder mehr sein, wie NASA-Manager Zurbuchen berichtete, sondern nur noch Messwerte.

Spekakuläre Aufnahmen erwarten uns bei den Saturn-Passagen von Cassini – Foto © NASA JPP-Caltech Team Cassini

Weitere Details zur Mission: Die gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Italienischen Raumfahrtagentur ASI durchgeführte Forschungsoperation Cassini-Huygens hat mehr als 3,2 Milliarden Dollar gekostet, gilt aber inzwischen als einer erfolgreichsten unbemannten Weltraummissionen. Unter anderem konnte Cassini bei Hunderten von Vorbeiflügen an den Monden des Saturn Details entdecken, die Wissenschaftler weltweit begeisterten. Darunter einen Ozean auf dem Mond Enceladus, der möglicherweise Leben dort zulassen könnte, und flüssige Methan-Seen auf dem Mond Titan.

Original-Aufnahme der Titan-Oberfläche (links) mit zwei Bearbeitungen. – Foto © NASA JPP-Caltech ESA ASI

Die europäische Huygens-Landesonde zur Erforschung des mit einem Durchmesser von etwa 5.150 Kilometern größten Mondes des Planeten Saturn (zum Vergleich: der Erden-Mond hat nur knapp 3.500 km Durchmesser) war mittels eines Adapters an dem Cassini-Orbiter angebracht, wurde am 14.01.2005 abgekoppelt und landete an einem Fallschirm hängend nach einem Sinkflug von 2 Stunden und 28 Minuten auf der Oberfläche des Titan. Sie sandte 72 Minuten lang Daten und Fotos der Oberfläche zu Cassini (welche anschließend von dort aus an die Erde weitergeleitet wurden), die das Verständnis über den Eismond deutlich verbesserten.





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