Die Klassik „gegen den Strich gebürstet“: Jurist und Historiker der FSU geben Buch über die politische Klassik heraus

21.11.18 • INFOS FÜR STUDIERENDE, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, START, UNSER JENA, UNSER JENA & DIE REGION, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKommentare deaktiviert für Die Klassik „gegen den Strich gebürstet“: Jurist und Historiker der FSU geben Buch über die politische Klassik heraus

Prof. Dr. Walter Pauly (links) und Prof. Dr. Klaus Ries – Foto © FSU

(FSU) – Wie politisch waren die deutschen Klassiker? Waren sie überhaupt politisch? Wie vertrug sich beispielsweise Goethes Wirken als unpolitischer Dichter und Denker mit seiner Tätigkeit als Staatsmann im Dienste des Weimarer Herzogs Carl August? Fragen wie diese kommen in dem Band „Politisch-soziale Ordnungsvorstellungen in der Deutschen Klassik“ auf den Prüfstand. Herausgegeben von Prof. Dr. Klaus Ries und Prof. Dr. Walter Pauly von der Universität Jena ist das Buch jetzt in der Reihe „Staatsverständnisse“ der Nomos-Verlagsgesellschaft erschienen.

Versammelt sind elf Aufsätze, mit denen die Autorinnen und Autoren nichts weniger unternehmen als eine partielle Neubewertung der Deutschen Klassik. Das beginnt schon beim Begriff der Klassik: „Die sogenannten Klassiker sind erst von der Nachwelt ernannt worden“, sagt Walter Pauly. Goethe oder Schiller selbst hätten eine solche Zuschreibung abgelehnt. Der Rechtswissenschaftler verweist darauf, dass die beiden Geistesheroen in ihren Auffassungen etwa zur Revolution in Frankreich nicht weit auseinander gelegen hätten: „Spätestens mit dem Tod des Königs verflog die Begeisterung!“

Das Schiller-und-Goethe-Denkmal vor dem DNT in Weimar. – Foto © FSU

Der Historiker Klaus Ries spricht von dem politischen Potenzial der Klassik, das nicht direkt aufscheine. „Das ist bislang eine Leerstelle der historischen Forschung“, sagt Ries. Dabei sei die Klassik doch eine Scharnierstelle zwischen Spätabsolutismus und Konstitutionalismus gewesen, etwas genuin Eigenes, das später zu etwas genuin Deutschem umgewidmet worden sei. „In der Rückschau wurde ein speziell deutscher Weg beschworen“, sagt Walter Pauly.

Klaus Ries gibt zu bedenken, dass es an der Zeit sei, das Bild der Klassik gegen den Strich zu bürsten. Begriffe wie „Einheit“ (Goethe) und „Freiheit“ (Schiller) seien in der Revolution von 1848 aufgegriffen worden. An dem Unterfangen, die Klassik neu zu bewerten, waren neben Walter Pauly und Klaus Ries Literaturwissenschaftler, Philosophen, Historiker und Rechtswissenschaftler beteiligt. So hat beispielsweise Stefan Matuschek über den „politischen Wert der Höflichkeit“ bei Goethe, Schiller und Knigge geschrieben, Klaus Dicke das Verhältnis von Gehorsam und Widerstand im Malteser-Fragment Friedrich Schillers untersucht und Alice Stašková nahm Kunst und Staat in Schillers Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ unter die Lupe. Schillers Erziehungsprogramm sei im Übrigen – sagt Klaus Ries – „ganz klar“ ein politisches Programm. Noch längst nicht seien diese Thesen Allgemeingut, in dem neuen Band werden jedoch gewichtige Argumente dafür vorgelegt.





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