Höchste Ehre: Gebürtiger Jenenser John Goodenough erhält den diesjährigen Chemie-Nobelpreis

09.10.19 • INFOS FÜR STUDIERENDE, JEZT AKTUELL, KULTUR & BILDUNG, NEWSCONTAINER, START, UNSER JENA, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKommentare deaktiviert für Höchste Ehre: Gebürtiger Jenenser John Goodenough erhält den diesjährigen Chemie-Nobelpreis

John Bannister Goodenough. – Foto: FSU Anne Günther

(red + Content der Stadt Jena und der FSU) – Der mit umgerechnet rund 830.000 Euro dotierte Nobelpreis für Chemie 2019 geht aufgrund der Entscheidung der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften an drei verschiedene Wissenschaftler, darunter auch an einen gebütigen Jenenser: John B. Goodenough. Ausgezeichnet werden Goodenough, der Brite Stanley Whittingham und und der Japaner Akira Yoshino für ihre Beiträge in der Batterieentwicklung. Die Arbeiten der drei Forscher hätten die Grundlagen für Lithium-Ionen-Batterien gelegt, hieß es heute zur Begründung.

Goodenough ist inzwischen US-Amerikaner und mit 97 Jahren der bislang älteste Nobelpreiträger. Geboren wurde er am 22.07.1922 in Jena als Kind von Dr. Erwin Goodenough, der 1922 in Oxford seine Promotion ablegte, aber mit seiner Frau an die Saale zog, da er seinerzeit der deutschen Medizin mehr vertraute als der britischen. Doch bereits kurz nach der Geburt seines Sohnes John Bannister zog die Familie wieder nach Oxford zurück. Der neue Nobelpreisträger leitete in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren die Fachrichtung Anorganische Chemie an der dortigen Universität, an der er im Rahmen seiner Forschungen die Eignung von Lithiumkobaltoxid als Material für den Pluspol von wiederaufladbaren Batterien entdeckte.

Prof. Dr. John Bannister Goodenough – Bildrechte: University of Texas

Seit 1986 ist John B. Goodenough Professor an der University of Texas in Austin. Dort entdeckte er zusammen mit einem Doktoranden u.a. Lithium-Eisenphosphat als mögliches Kathodenmaterial. Prof. Whittingham ist Brite und forscht an der Binghamton University im Bundesstaat New York/USA. Mitte der 1970er-Jahre entwickelte neue anorganische Oxidmaterialien und Materialien für Batterien mit hoher Energie-Speicherfähigkeit und legte damit die Grundlagen für leistungsfähige und leichte Akkus, die heute in vielen elektronischen Geräten wie Smartphones oder Tablets verbaut werden. Prof. Yoshino arbeitet an der Meijo University in Nagoya und hält Patente an Akkumulatoren dieser Bauart, die durch den Einsatz von Aluminiumfolien als Separator und die Wicklung als Konstruktionsprinzip sowie verschiedene Sicherheitseinrichtungen und Lademethoden allgemeingebräuchlich und ungefählich wurden.

„Lithium-Ionen-Batterien haben unser Leben revolutioniert“, so das Nobelpreiskomitee in seiner Begründung. Die Arbeit der Forscher sei essentiell für die Revolution der heutigen mobilen und digitalen Welt geworden, die ohne solche Batterien undenkbar wäre. Weiter betonte die Akademie dass laut dem Testament von Preisstifter Alfred Nobel der Preis stets an diejenigen gehen soll, die „der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“. In diesem Jahr erfüllten die drei Preisträger die Vorgaben vollständig, wie es hieß.

Am 28. März 2018 wurde John B. Goodenough die Ehrendoktorwürde der Universität Jena verliehen. – Foto: FSU Jürgen Scheere

John Bannister Goodenough erhielt im März 2018 die Ehrendoktorwürde der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität „für seine herausragenden und bahnbrechenden wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Entdeckung und Entwicklung von neuen Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien“, wie es im Text der Urkunde zu lesen ist (wir berichteten).

Der Kontakt zu Goodenough kam über den Jenaer Batterieforscher Prof. Ulrich S. Schubert, der seit Juni 2019 auch Stadtratsmitglied ist, zustande. Er hatte dem Fakultätsrat der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät und später dem Senat der Friedrich-Schiller-Universität Jena vorgeschlagen, Prof. Goodenough als Ehrendoktor zu würdigen. Noch heute stehen Schubert und Goodenough in regelmäßigem Kontakt. „Trotz seiner 97 Jahre steht Goodenough noch täglich im Labor. Nur sonntags arbeitet er von zu Hause aus“, sagt Prof. Schubert, Direktor des Zentrums für Energie und Umweltchemie Jena (CEEC Jena) an der Friedrich-Schiller-Universität. „Er ist ein Vollblutwissenschaftler und die Forschung sein Lebenselixier“, sagt Schubert, der sich von der Batterie-Forschung Goodenoughs inspirieren ließ und ihn als Ideengeber für seine eigenen Arbeiten bezeichnet.

Jenas OB Dr. Thomas Nitzsche gratulierte dem designierten Nobelpreisträger für Chemie bereits. „Sowohl die Auswahl Jenas als Geburtsplatz, wie auch die Umsetzung der Grundsatzforschungen von Ihnen sind uns Ansporn. Beste Voraussetzungen für Wissenschaft und Forschung zum Wohl der Menschheit zu schaffen ist Ziel unserer Arbeit. Ich gratuliere Ihnen herzlich!“, wandte sich der Oberbürgermeister an den Preisträger. 





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