„Jenaer Max-Planck-Institut neu ausgerichtet“: Interdisziplinärer Ansatz für Geschichte und Naturwissenschaften ist nun der Schwerpunkt

03.07.14 • INFOS FÜR STUDIERENDE, JEZT AKTUELL, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Jenaer Max-Planck-Institut neu ausgerichtet“: Interdisziplinärer Ansatz für Geschichte und Naturwissenschaften ist nun der Schwerpunkt

JEZT - Das Max-Planck-Institut für Geschichte und Naturwissenschaften in Jena

(JEZT / MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT | 2014-07-03) – Die Max-Planck-Gesellschaft hat das Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena neu ausgerichtet und in „Max-Planck-Institut für Geschichte und Naturwissenschaften“ umbenannt. Als Gründungsdirektoren wurden der Genetiker Johannes Krause (Tübingen) sowie der Evolutionsforscher Russell Gray (Auckland / Neuseeland) berufen. Ihr interdisziplinäres Forschungsprogramm legt den Schwerpunkt auf die Entwicklung und Anwendung neuer naturwissenschaftlicher Methoden mit dem Ziel einer integrierten Wissenschaft der Menschheitsgeschichte.

Das neue Jenaer Institut schlägt eine Brücke zwischen den Geschichts- und Naturwissenschaften. Biologen, Linguisten und Sozialwissenschaftler werden gemeinsam innovative naturwissenschaftliche Methoden etwa aus dem Bereich der Gensequenzierung nutzen, um ein neues Spektrum an Informationen beispielsweise aus bestehenden anthropologischen und archäologischen Sammlungen zu erschließen. „Mit Russell Gray und Johannes Krause ist es uns gelungen, zwei international herausragende Forscherpersönlichkeiten an das neue Institut zu berufen, deren bisherige Arbeiten eindrucksvoll das Potenzial dieses durch und durch interdisziplinären Forschungsansatzes demonstrieren“, freut sich Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. Die zwei Direktoren leiten die Abteilungen „Archäogenetik“ und „Sprach- und Kulturevolution“.

JEZT - Johannes Krause - Russell Gray - Max-Planck-Institut für Geschichte und Naturwissenschaften Jena

Als einer der ersten wandte Russell Gray (Foto rechts) computerbasierte evolutionäre Methoden auf Fragestellungen der sprachlichen Vorgeschichte an. Diese Arbeiten haben dazu beigetragen, die 200 Jahre alte Frage nach der Herkunft der indogermanischen Sprachen, dem „hartnäckigsten Problem der historischen Linguistik“, zu lösen. In jüngerer Zeit nutzte Russell Gray phylogenetische Methoden Bayesscher Statistik, um Hypothesen über den Verlauf und die zeitliche Abfolge der Besiedlung des pazifischen Raums zu testen. In auffallender Übereinstimmung mit dem „Impuls-Pausen-Modell“ der Besiedlung des pazifischen Raumes, verortet der Sprachstammbaum den Ursprung der austronesischen Sprachfamilie in Taiwan vor ungefähr 5.200 Jahren und offenbart eine Reihe von Besiedlungspausen und schnellen Expansionsschüben, die mit technologischen und sozialen Innovationen verbunden sind. Gemeinsam mit europäischen Kollegen hat Professor Gray diesen evolutionären Ansatz erweitert, um Hypothesen über die grundlegenden Beschränkungen sprachlicher Variation überprüfen zu können. Im Gegensatz zu den Annahmen einiger generativer Linguisten deckten diese Analysen bemerkenswerte sprachfamilien-spezifische Abhängigkeiten auf.

Im Mittelpunkt der Forschung von Johannes Krause (Foto links) steht die Analyse von alten bis sehr alten genetischen Daten mit Hilfe der Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung. Zu seinen Forschungsthemen zählen unter anderem die Besiedlung Europas durch frühe moderne Menschen sowie Krankheitserreger aus historischen Epidemien; so konnte er nachweisen, dass die meisten heutigen Pesterreger ihren Ursprung im Mittelalter haben. Ferner war er mit federführend bei der Entschlüsselung des Neandertaler-Erbguts, wobei ihm der Nachweis gelang, dass Neandertaler und der moderne Mensch dasselbe Sprachgen (FOXP2) teilen. Im Jahr 2010 entdeckte er während seiner Arbeit am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig die ersten genetischen Hinweise auf den Denisova-Menschen, eine neue steinzeitliche Urmenschenform aus Sibirien.

Der gebürtige Thüringer Johannes Krause sieht ideale Bedingungen für das neue Institut. „Die Kombination aus Genetik, computergestützter Linguistik und Geschichtsforschung wird es uns erlauben, neue Impulse und Erkenntnisse zur weltweiten Ausbreitung menschlicher Populationen, historischen Ereignissen und zur biokulturellen Koevolution von Menschen, Tieren, Pflanzen und Krankheitserregern zu generieren“, sagt er.

Mit der neuen Ausrichtung des Instituts gehen zwei Jahrzehnte wirtschaftswissenschaftlicher Forschung am vormaligen Max-Planck-Institut für Ökonomik zu Ende. Die 2001 gegründete Abteilung Strategische Interaktion (Direktor: Werner Güth) hat jedoch noch bis Dezember 2014 Bestand, auch die interdisziplinär angelegte „International Max Planck Research School on Adapting Behavior in a Fundamentally Uncertain World“ existiert weiterhin. Das Graduiertenprogramm wird dem Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn angegliedert, das bereits von Beginn an zum Verbund der Kooperationspartner aus drei Max-Planck-Instituten und fünf Universitäten gehörte.





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