„Todeskuss am Ringplaneten“: Ab 13 Uhr 54 wird die Cassini-Mission der NASA zur Legende werden

15.09.17 • INTERESSANTES, JEZT AKTUELL, NEWSCONTAINER, START, WISSENSCHAFT, MEDIZIN & TECHNIKKeine Kommentare zu „Todeskuss am Ringplaneten“: Ab 13 Uhr 54 wird die Cassini-Mission der NASA zur Legende werden

Image © NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

(BERNHARD DOEPFER) – Die amerikanisch-europäische Raumsonde Cassini beginnt in diesen Stunden ihre entscheidenden Flug-Manöver für den finalen Abstieg in die Atmosphäre des Planeten Saturn. Der riesige Gasplanet in der Tiefe des Sonnensystems, umgeben von unzähligen Partikeln und Trümmern, die sich optisch zu sieben großen Ringen formen, und umkreist von mehr als 60 Monden, war etwa 13 Jahre lang Heimat der Saturnforschungssonde Cassini.

Nun sind die letzten Stunden ihrer Mission angebrochen, die zu den erfolgreichsten der Raumfahrtgeschichte zählt: Um 10.37 Uhr deutscher Zeit geht Cassini auf direkten Kollisionskurs mit dem Planeten, um in einem kontrollierten Sturzflug in dessen Atmosphäre zu verglühen. Gegen 13 Uhr 54 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) erwartet man auf Seiten der NASA das letzte Radiowellensignal der Cassini, bei der aber bis zuletzt mehrere Messinstrumente an Bord arbeiten und ihre Daten an unseren blauen Planeten senden sollen. Bevor die Sonde in der Atmosphäre verglühen wird, ist zu erleben:

Last pictures of Cassini featuring enceladus moon. – Images © NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

0.45 Uhr MESZ (= bereits erfolgt): Cassini drehte seine Hauptsendeantenne in Richtung der Erde und begann eine Kommunikationsverbindung, die bis zum Ende der Mission fortgesetzt wird. Hierbei sendete die Raumsonde ihre finalen schwarz-weißen Fotobilder und andere Daten an die Erde, die zuvor gesammelt wurden, aber bisher noch nicht übertragen werden konnten.

10.37 Uhr: Der „final Plunge“ (deutsch: „finaler Sprung“) benannte Crash der Sonde beginnt. Das Raumfahrzeug startet eine fünfminütige Dreh- und Rollbewegung, um sein INMS für die optimale Sammlung von Daten der Atmosphäre zu positionieren und anschließend nahezu in Echtzeit Messdaten zu übertragen.

14.53 Uhr: Nachdem sich Cassini in den vergangenen knapp dreieinhalb Stunden dem Planeten immer weiter angenähert hat, tritt die Raumsonde in die Atmosphäre des Saturns ein. Ihre Triebwerke feuern zuerst mit 10 Prozent Leistung, um die Richtungsstabilität aufrechtzuerhalten, so dass die Antenne des Raumfahrzeugs auf die Erde gerichtet bleibt und eine fortgesetzte Übertragung von Daten ermöglicht wird. Innerhalb einer Minute wird die Schub-/Bremsleistung der Triebwerke stetig erhöht.

14.54: Cassinis Triebwerke feueren mit 100 Prozent der Kapazität. Die atmosphärischen Kräfte des Saturn werden die Cassini-Sonde jedoch zum Schlingern bringen, sodass die Kontrolle über die Ausrichtung des Raumfahrzeugs verloren gehen wird und die Antenne schnell ihre Senderichung zur Erde verliert. Die NASA erwartet nach all ihren Computersimulationen, dass dieser Moment etwa 1.500 Kilometer über Saturns oberster, visuell zu erkennender, Wolkenreihe auftreten wird. In diesem Momement wird die Kommunikation aus dem Raumfahrzeug enden und Cassinis Mission der Erforschung des Saturn und seiner Monde wird abgeschlossen sein. Wenige Momente später wird Cassini zerbrechen und die einzelnen Teile durch die Reibung binnen Sekunden in den tieferen Schichten der Saturn-Atmosphäre verglühen.

Hintergrund: Die Mission Cassini-Huygens ist ein Kooperationsprojekt der NASA, der ESA (European Space Agency) und der italienischen Raumfahrtagentur. Das NASA-Jet-Propulsion-Labor, (JPL) eine Abteilung von Caltech in Pasadena, leitet die Mission für die NASA-Wissenschaftsmission-Direktion, Washington. JPL entwarf, entwickelte und montierte auch die Cassini Raumsonde. Seit ihrem Beginn im Jahre 1997 haben die Erkenntnisse der Cassini-Mission unser Verständnis von Saturn, seinen komplexen Ringen, den erstaunlichen Eigenarten seiner Monde und dem dynamischen magnetischen Umfeld des Planeten revolutioniert. Cassinis Erkenntnisse am Saturn haben aber auch das Verständnis der Wissenschaftler auf der ganzen Welt über Prozesse gestützt, die an der Bildung von Planeten beteiligt sind.





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